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Meinung: „Ich wollte mehr, …

… mehr, mehr.“ Seine Besessenheit ist legendär: Martin Scorsese, der Perfektionist und Berserker unter Amerikas Filmemachern, redet so schnell, dass man sich fragt, welche unglaubliche Energie den 62-Jährigen bis heute antreibt.

… mehr, mehr.“

Seine Besessenheit ist legendär: Martin Scorsese, der Perfektionist und Berserker unter Amerikas Filmemachern, redet so schnell, dass man sich fragt, welche unglaubliche Energie den 62-Jährigen bis heute antreibt. Und dass es einen nicht wundert, wie er sich mit den Produktionsfirmen überwirft, zuletzt mit Miramax nach „Gangs of New York“. Nicht minder berühmt sind seine Besessenen: Scorseses Helden, ob Robert de Niro als Amok laufender „Taxi Driver“, ob die Gangmitglieder in seiner frühen Milieustudie „Mean Streets“ und die Mobster im Mafiadrama „Good Fellas“, oder ob jetzt Leonardo DiCaprio als „Aviator“ und Exzentriker Howard Hughes: Immer hat sich der im New Yorker Little Italy aufgewachsene Sohn sizilianischer Einwanderer für (größen-)wahnsinnige Einzelgänger interessiert. Scorsese ist Experte für das Visionäre, das Wahnsinnige, das Monströse im Mann. Dabei ist seiner Faszination der Gewalt immer auch Skepsis beigemischt. Bei aller Unbestechlichkeit liegt viel Zärtlichkeit in seinem Blick auf die amerikanischen Paranoiker.

„Ich wollte mehr“. Noch nie gewann Scorsese einen Oscar: zu Unrecht. Dass er bei der jetzigen Verleihung der Golden Globes wieder einmal leer ausging – keine der drei Trophäen für „Aviator“ galt der Regie – weist darauf hin, dass es auch diesmal nicht anders sein wird: zu Recht. Denn die düstere Aura des Überfliegers Howard Hughes präsentiert er in nostalgisch versöhnlichem Licht. Er wolle, sagt der Amerika-Kritiker Scorsese, dass sein Land diesen Planeten mehr mit anderen teile. Dabei ist es gerade sein unversöhnlicher Blick, mit dem er uns Europäern den Mythos Amerika bislang nahe gebracht hat.

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