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Meinung: Ideen gesucht

Debatte zum Kulturforum Das Kulturforum ist ein spannender Katalysator. Generationen von Architekten arbeiten sich nun schon daran ab.

Debatte zum Kulturforum

Das Kulturforum ist ein spannender Katalysator. Generationen von Architekten arbeiten sich nun schon daran ab. Man könnte daraus eine wunderbare Ausstellung machen, vielleicht am Kulturforum: „Architektur, die nie gebaut wurde“. Unseren eigenen Wettbewerbsentwurf von 1998 würden wir dazu gerne beisteuern. Nun also erneut Stephan Braunfels. Er belebt wieder einmal die Diskussion und spendet einen weiteren Baustein für die Ausstellung der nie gebauten Architektur, hoffentlich. Im Zentrum seiner Idee steht ein Verkehrskreisel mit Spritzbrunnen. Diese Mitte ist natürlich nicht nutzbar, das haben Verkehrskreisel so an sich, der zitierte Ernst-Reuter-Platz ist ein gutes Beispiel. Die Potsdamer Straße, Symbol der autogerechten Stadt, wird aufgehübscht, eine andere Art, den Verkehr in den Mittelpunkt zu setzen. Der Fußgänger mag sehen, wie er drum herum kommt, für ihn ist diese Verbindung nicht konzipiert. Schade, dass man nicht mehr erfahren wird, was Hans Scharoun dazu gesagt hätte. Seine Philharmonie, diese kühne Moderne, der „Berg“ in seiner Vision einer fließenden Stadtlandschaft, wird nun plötzlich zur Randbebauung einer barocken Platzanlage. Als Gegenüber, der Staatsbibliothek vor die Nase gesetzt, ungefüge Klötze, die durch ein paar schräge Kanten der Formensprache der Philharmonie Referenz erweisen möchten. Das tut weh.

Die Nationalgalerie verträgt ihr neues Gegenüber besser, dieser wunderbare, starke Bau steht ungerührt auf seinem Sockel, schade nur, dass man ihn nicht mehr sieht. Und was geschieht mit der zauberhaften Kirche von Stüler? Freilich wünscht man sich ein besseres Umfeld. Immer wieder wurde versucht, die zerstörten städtischen Platzkanten zu rekonstruieren, aber nichts davon hat überzeugt. Immerhin ist es gelungen, den axial auf das Eingangsportal bezogenen Kirchplatz zu erhalten. Nun wird dieser kleine Platz plötzlich zum Appendix eines ungleich größeren, rechtwinklig davor gesetzten Platzes – der Markusplatz lässt grüßen. Es ist ein Baukasten der Architekturstile, die Ikonen der Moderne werden in Kulissen von gestern verpackt. Das kann die Lösung nicht sein. Wenn es keine überzeugende Idee gibt, wenn keine Nutzung sich aufdrängt, dann ist es besser, den kostbaren Raum in der Mitte der Stadt offenzuhalten für die Ideen und Bedürfnisse nächster Generationen.

Inzwischen genügt es, aufzuräumen und Platz zu schaffen, für Ausstellungen, Feste, Konzerte. In der Mitte eine große Wiese, wo man sich nach einem Konzert oder einem Museumsbesuch entspannen kann. Der Schlossplatz hat gezeigt, wie gerne und zahlreich die Menschen das nutzen. Die Gestaltung sollte zurückhaltend sein, aber angemessen, sie sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen, sondern die Architekturen in Szene setzen.

Prof. Donata Valentien, Weßling

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