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Meinung: IFA 2001: Die digitale Evolution

Die Internationale Funkausstellung Berlin hat ein Problem, das eigentlich keins sein müsste. Denn es fehlt der Industrie keineswegs an Ideen oder Innovationen.

Die Internationale Funkausstellung Berlin hat ein Problem, das eigentlich keins sein müsste. Denn es fehlt der Industrie keineswegs an Ideen oder Innovationen. Ganz im Gegenteil: Alle zwei Jahre werfen die Anbieter auf der Leitmesse der Unterhaltungselektronik mit immer neuen technischen Abkürzungen nur so um sich. Dabei vergessen sie allerdings zu oft den Verbraucher, dem jedes Handbuch ein Gräuel ist und der es selbst mit den Kurznummern aus der Programmzeitschrift nicht schafft, einen Spielfilm komplett aufzuzeichnen.

Zum Thema Online Spezial: IFA 2001 - Technik, Tipps und Trends Die Zeiten, in denen ein besseres Fernsehbild ausreichte, sich im Wettbewerb von der Konkurrenz abzusetzen, sind vorbei. Gute Geräte herstellen kann inzwischen jeder. In dieser Situation kam für die Industrie die Digitalisierung der gesamten Unterhaltungselektronik gerade recht. Geht es nach den Herstellern, dürften statt analoger Videorekorder künftig nur noch DVD-Rekorder verkauft werden. Das Fernsehen hat vom Gesetzgeber eine Frist bis 2010 erhalten, bis die Zeit für die gewohnten TV-Geräte abläuft. Doch bereits jetzt, wo außer Premiere und den digitalen Programmpaketen der Öffentlich-rechtlichen noch alles analog sendet, sollen die Extra-Funktionen der Digitaldekoder den Absatz ankurbeln. Die Musik ist seit dem Siegeszug der CD ohnehin digital, nur dass man sie jetzt mit einem MP3-Player abhört. Gefilmt und fotografiert wird sowieso im Digitalformat, internettauglich eben.

Wer also auf Technik steht, wird auch auf der Funkausstellung 2001 leuchtende Augen bekommen. Doch was bleibt für all jene, die Technik nicht als Selbstzweck begreifen, sondern als Weg zur Unterhaltung? Für die große Mehrheit der Verbraucher ist Digital keine Qualität an sich. Sie beurteilt jede neue Entwicklung danach, ob ihnen die neuen Funktionen einen Mehrwert bringen. Sicherlich ist es schön, dass es inzwischen Videorekorder mit Festplatten gibt, die bereits während der Aufnahme erlauben, den Anfang des gerade verpassten Films anzusehen. Sicherlich freuen sich einige Zeitgenossen darüber, dass sie künftig ihrem Rekorder mitteilen können, alle Filme aufzunehmen, in denen Julia Roberts oder Robert De Niro mitspielt. Fraglich ist jedoch, ob man am Ende überhaupt noch dazu kommt, die gespeicherten Filme anzusehen.

Immerhin, und das zeigen viele neue Geräte zur Freude der Verbraucher, wird den Herstellern zunehmend bewusst, dass die meisten Konsumenten keine Tekkies sind und die Funkausstellung keine CeBIT ist. Am Fernseher eine Foto-Mail von Freunden abzurufen oder den Kontostand abzufragen, weil das Gerät das ohnehin kann, ist etwas anderes, als aus dem TV-Gerät einen Computer machen zu wollen. Auch in der Informationsgesellschaft gibt es eine Zeit, in der man sich entspannen möchte.

Abzuschalten und sich unterhalten zu lassen gehört neben allen Informationen, die auch diese Ifa im Übermaß bereithält, zu den elementaren Wünschen der Besucher an die Funkausstellung, die immer mehr war als eine reine Produktschau. Die Ifa stellt ein Medienereignis dar, das fest mit Berlin verbunden ist. Die Fernsehbilder aus dem Sommergarten sind zentraler Bestandteil der Veranstaltung, die dem Besucher nicht zuletzt "Fernsehen zum Anfassen" verheißt. Um so erfreulicher ist, dass in diesem Jahr erstmals eine Ifa-Night stattfindet, die ganz der Unterhaltung gewidmet ist. Allein das wird den Besucherrückgang der letzten Jahre jedoch nicht stoppen, denn am wichtigsten ist es den Verbrauchern, dass sie mit ihren Wünschen ernst genommen werden. Und dass sie immer wissen, auf welchen Knopf sie drücken müssen.

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