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Meinung: Im Lindenwellenschlag

Wir alle haben noch hohe Erwartungen an unsere Computer. Die verdammten Dinger sollen Laufen lernen, aufs Wort hören und vorallendingen gelegentlich auch funktionieren.

Wir alle haben noch hohe Erwartungen an unsere Computer. Die verdammten Dinger sollen Laufen lernen, aufs Wort hören und vorallendingen gelegentlich auch funktionieren. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und deshalb nehmen wir beifällig zur Kenntnis, dass ein erstes Exemplar, vorgestellt auf der Leipziger Buchmesse, wenigstens in der Lage ist, kleine Gedichte zu verfassen. Hier der Erstling: „Ach, die Liebe wird nicht lieben / in dem Lindenwellenschlag / nur durch einen Kuss beschrieben / den der Wind mir geben mag.“ Nun gut: Das ist das Raunen des 18. Jahrhunderts, die Botschaft wird auch mit größter Anstrengung nicht erkennbar. Aber das Ding reimt sich und verfügt über ein akkurates Versmaß, und das ist mehr, als die meisten deutschen Büttenredner und Vereinsvorsitzenden hinbekommen. Als Beleg diene der klassische Anglervers: „Du Kamerade mit den Flossen / wirst mit Wasser jetzt begossen / kommst aus dem Topf, dem weißen / sollst Forelle blau du heißen.“ Sehen Sie: So was wollen wir nie wieder hören, und der Computer hilft uns dabei. Außerdem ist er in der Lage, angefangene Gedichte zu einem guten Ende zu bringen. „Computer, hey, du Fachidiot / bring uns nicht um Lohn und Brot … “ Wie jetzt weiter? Zu blöd, dass das Ding in Leipzig steht.

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