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Der Autor ist Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

© Thilo RŸckeis HF

Im rechten Glauben: Kauder im Kampf gegen die Christenverfolgung

Der Heimatbesuch von Papst Benedikt steht kurz bevor. Welche Impulse sich Volker Kauder von diesem Besuch erhofft und warum Menschenrechte und Religionsfreiheit für ihn nicht nur in solchen Momenten wichtig sind, schreibt er in seinem Gastkommentar.

Für einen christdemokratischen Politiker ist es eine besondere Freude, dass der deutsche Papst in gut zwei Wochen seine Heimat besucht. Sein Aufenthalt wird dem christlichen Leben in Deutschland neue Impulse verleihen. Von seinen Begegnungen, von seinen Messen wird sicher ein Zeichen des Zusammenhalts aller Christen in Deutschland ausgehen.

Die CDU, die bei ihrer Gründung die schmerzliche politische Spaltung der Christen in Deutschland überwunden hat, verfolgt die Entwicklung des christlichen Lebens in Deutschland naturgemäß besonders intensiv. Die Union hat sich zwar nie als Kirchenpartei verstanden. Wohl aber fühlen wir uns den Kirchen eng verbunden. Unser geistiges Fundament ist und bleibt das christliche Menschenbild.

Als Union müssen wir uns auch immer wieder fragen, welche Hinweise daraus für die aktuelle Politik erwachsen. In der Außenpolitik gibt uns das christliche Menschenbild auf, uns für die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen.

Hier ist es nun ein besonderes Verdienst von Papst Benedikt XVI., das Thema der weltweiten Christenverfolgung in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt zu haben. Mehrfach formulierte der Papst in letzter Zeit, dass „die Christen derzeit die am stärksten unterdrückte und gequälte Minderheit sind“. Die Nationen der Welt rief er auf, mit ihnen Solidarität zu üben.

Diesem Gedanken fühlt sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion seit langem verpflichtet. Schon in der vergangenen Legislaturperiode haben wir das Schicksal der verfolgten Christen wieder zu einem Gegenstand von Debatten im Bundestag gemacht. Das „C“ ist für uns Programm. Dieses „C“ bedeutet auch, dass wir uns für verfolgte Glaubensschwestern und Glaubensbrüder einsetzen.

Lesen Sie auf Seite zwei: Warum Religionsfreiheit auch für Muslime gelten sollte.

Christen tragen an vielen Orten der Welt ein schweres Schicksal. Anfang August erst habe ich im indischen Bundesstaat Orissa Christen besucht, die auch heute noch bedrängt, ja verfolgt werden. Ihre Berichte waren erschütternd. Insbesondere viele Frauen standen auch jetzt immer noch unter dem Eindruck der schrecklichen Blut-Tage von 2008, als vermutlich fast 100 Christen durch fanatisierte Hindus ermordet und rund 5000 Häuser von Christen abgebrannt wurden. Sie erzählten, dass sie weiter keine Perspektive besäßen. Sie fänden keine Arbeit und könnten oftmals nicht in ihre alten Dörfer zurückkehren. Auch ihren Glauben könnten sie nicht frei ausüben. Der Bau von Kirchen werde behindert.

Gewissermaßen als Start in die Woche des Besuchs des Heiligen Vaters in Deutschland will die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf einem großen Kongress nun eine Bilanz der Christenverfolgung ziehen. Wir freuen uns, dass der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, und der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden im Vatikan, Kardinal Turkson, dort sprechen werden. Mit großer Spannung erwarten wir auch die Berichte von Kirchenvertretern aus Syrien, Nigeria und Indien. Das Thema der Christenverfolgung ist zu lange nicht genügend beachtet worden.

Religionsfreiheit ist für uns eines der wichtigsten Menschenrechte. Fragen der Glaubensüberzeugung und Weltanschauung berühren den Kernbereich der Persönlichkeit jedes Menschen. Diesen gilt es besonders zu schützen.

Dabei ist für mich ganz klar, dass wir für die Freiheit aller Religionen eintreten müssen. Das heißt dann auch, dass Muslime unter Beachtung der allgemeinen Gesetze natürlich ebenfalls in unserem Land Gotteshäuser nach ihren Vorstellungen errichten dürfen. Religionsfreiheit ist für mich unteilbar. Umgekehrt erwarte ich dann aber auch, dass in den muslimisch geprägten Ländern die dort lebenden Christen die volle Religionsfreiheit genießen können. Diesem Toleranzgedanken haben sich diese Staaten immer noch nicht geöffnet.

Gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. und christlichen Kirchen müssen wir daher die Stimme erheben, um das Unrecht zu brandmarken, dass vielen Christen auf der Welt widerfährt. Das ist der erste Schritt, damit sich ihre Lage langfristig verbessern wird.

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