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Im WORT laut: Ein neuer feministischer Pakt

„Frauen können alles haben“, schreibt Claudia Voigt in einem Essay im aktuellen „Spiegel“. Darin rät sie den Frauen, viel früher Kinder zu bekommen: In einem feministisch bewegten Leben nehmen deshalb eine gute Ausbildung und selbstständig verdientes Geld einen hohen Stellenwert ein.

„Frauen können alles haben“, schreibt Claudia Voigt in einem Essay im aktuellen „Spiegel“. Darin rät sie den Frauen, viel früher Kinder zu bekommen:

In einem feministisch bewegten Leben nehmen deshalb eine gute Ausbildung und selbstständig verdientes Geld einen hohen Stellenwert ein. Als Bedingung dafür gilt der Verzicht auf die Mutterrolle in jungen Jahren. Das ist der feministische Pakt. Er wurde Ende der sechziger Jahre besiegelt. Mehr als vierzig Jahre später ist es an der Zeit, ihn noch mal genauer zu betrachten.

Heute könnte es eine sehr gute Idee sein, ein Kind mit Anfang zwanzig zu bekommen. Oder auch zwei. Vor allem für angehende Akademikerinnen. Mehr Frauen als Männer schließen heute ein Studium ab, und keine Studentin muss mehr darum kämpfen, an der Uni ernst genommen zu werden. Gut ausgebildete und berufstätige Frauen sind mittlerweile eine Selbstverständlichkeit.

Doch wie sich Berufstätigkeit und Familie vereinbaren lassen, ist immer noch eine unbeantwortete Frage, obwohl sie seit Jahren diskutiert wird. Vor allem Akademikerinnen gehen als Mütter zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig beruflich oft auf Tauchstation. Sie entscheiden sich für Teilzeit, weil in den meisten Büros noch immer Arbeitsbedingungen herrschen, die nicht zu einem Leben mit Kindern passen. Ein beliebtes Argument deutscher Mütter lautet aber: Ich möchte für meine Kinder da sein. Und wenn der Nachwuchs irgendwann kein warmes Mittagessen mehr braucht, sind die meisten von ihnen zu alt, um noch mal durchzustarten.

Aber wie wäre es, nur mal angenommen, man würde seinen 40. Geburtstag feiern und die Kinder würden demnächst zu Hause ausziehen? Da wäre plötzlich eine Menge überschüssiger Kraft, und es blieben noch über zwanzig Jahre Berufserfahrung, um sie einzusetzen. Zeit, um Führungspositionen zu übernehmen, Zeit, sich einzumischen.

Viele Frauen, die in der DDR groß geworden sind, haben solche Biografien. Bei ihnen gibt es ein freundlich kaschiertes Unverständnis den ehemaligen West- Frauen gegenüber und ihren endlosen Diskussionen über Karriere und Kinder.

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