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Im WORT laut: Nato, Uno und Bushido

Joschka Fischer über den Afghanistan-Einsatz, der amerikanische Politologe Kagan zur wachsenden Abhängigkeit Europas von der russischen Energie und Jan Buschbom über antisemitische Tendenzen im Rap.

Auf „Zeit.de“ schreibt Joschka Fischer zum Afghanistaneinsatz:

In Afghanistan geht es um sehr viel für die Nato, nämlich erstens um Sieg oder Niederlage am Boden. Und zweitens daher um die Zukunft des Bündnisses insgesamt. Und Deutschland läuft in dem seit langem unter der Decke schwelenden Konflikt, der jetzt öffentlich sichtbar wurde, Gefahr, als Hauptverantwortlicher für ein mögliches Scheitern der Nato in Afghanistan gesehen zu werden. Sollte dieser Fall eintreten, so würde er für die deutsche Außenpolitik den Maximalschaden bedeuten. Eigentlich darf keine Bundesregierung dies zulassen, aber dennoch bewegt sich die gegenwärtige Politik (…) just in diese Richtung.

In der „Weltwoche“ äußert sich der amerikanische Politologe Robert Kagan: Als erhebliche Gefahr sehe ich Europas wachsende Abhängigkeit von russischer Energie. Russland instrumentalisiert seinen Öl- und Gasreichtum für seine geopolitischen Ziele. Wegen seiner Abhängigkeit hält sich Europa mit Kritik an Russlands Großmachtgebaren zurück. Wenn Russland mit Georgien auf Konfrontationskurs geht, ist klar, dass viele Europäer sich nicht mit Russland anlegen wollen. Aber Europa kann Russlands Ansprüche in seiner Nachbarschaft nicht ignorieren. Wenn Moskau Druck auf die baltischen Staaten ausübt, ist dies ein europäisches Problem. Wenn Russland den Tschechen wegen eines Raketenabwehrradars mit militärischer Vergeltung droht, ist dies ein Problem für Brüssel (…) Wir können nicht mehr von einer internationalen Gemeinschaft sprechen. Stattdessen haben wir eine Blockade des UN-Sicherheitsrats. Deshalb plädiere ich dafür, dass die USA sich an die Spitze eines zunächst informellen Bündnisses von Demokratien setzen.

Jan Buschbom vom „Violence Prevention Network“ äußert sich über antisemitische Tendenzen im Rap: In einem Milieu, das als Underground Rap firmiert, mit veritablen Stars wie Sido und Bushido aber hitparadentauglich ist und seit einiger Zeit den deutschsprachigen Hip Hop dominiert, sind antisemitische Äußerungen längst konsensfähig – oder stellen zumindest kein Skandalon dar. Angesichts aggressiver Gewaltfantasien, Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Homophobie, wie sie im jüngeren deutschsprachigen Rap gang und gäbe sind, scheint sich kaum einer der jugendlichen Musiker und Fans an antisemitischen und nationalistischen Stellungnahmen zu stören (…) Im deutschsprachigen Hip Hop gerät der islamistische Terrorattentäter zur Metapher für Männlichkeit, Härte und Soldatentum. So bezeichnet sich im Titel „11. September“ der Berliner Rapper Bushido als „Taliban“: „Ich bin dieser Terrorist, an den die Jugend glaubt.“

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