zum Hauptinhalt

Meinung: „In der VIP-Loge …“

… muss ich nicht sitzen.“ Wenn man Theo Zwanziger fragt, wie er das Wort Bürokrat findet, dann hebt der 59-Jährige bedacht seine Hände, schiebt seine Brille die Nase hinauf und antwortet: „Ich bin schon sehr präzise.

… muss ich nicht sitzen.“

Wenn man Theo Zwanziger fragt, wie er das Wort Bürokrat findet, dann hebt der 59-Jährige bedacht seine Hände, schiebt seine Brille die Nase hinauf und antwortet: „Ich bin schon sehr präzise.“

Seit drei Jahren ist Theo Zwanziger Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der ehemalige Regierungspräsident von Koblenz hat sich beim DFB beharrlich nach oben gearbeitet. Im Stillen handelte er den Grundlagenvertrag mit der Fußball-Liga aus, der die Trennung von Amateur- und Profisport festschrieb. Wenn der Vater zweier Söhne bei Borussia Mönchengladbach in der Fankurve steht, erkennt ihn kaum jemand. Aber das stört ihn nicht. Bis heute ist Zwanziger ehrenamtlich Vizepräsident des VfL Altendiez, eines rheinland-pfälzischen Vereins in der achten Liga. Andere Funktionäre verspotten ihn dafür.

Künftig wird Zwanziger mehr auf Ehrentribünen zu finden sein. Denn auf dem Bundestag des DFB, der heute in Osnabrück beginnt, soll er zum Präsidenten gewählt werden. Ganz oben angekommen ist er damit nicht: Neben ihm wird weiter der amtierende Chef Gerhard Mayer-Vorfelder residieren. Nach der WM 2006 könnte Zwanziger alleiniger Präsident werden. Wenn er keinen Fehler macht.

Als im Sommer der deutsche Fußball im Chaos versank, blieb Zwanziger ruhig. Mayer-Vorfelder hatte nach dem Rücktritt von Rudi Völler die Suche eines Bundestrainers zur alleinigen Chefsache erklärt, sich aber nur Absagen eingehandelt. Die Amateurverbände, auf die sich Zwanziger bislang immer verlassen konnte, stellten die Machtfrage. Zwanziger trat an, und Mayer-Vorfelder blieb nur eine Rettung: die Doppelspitze.

Ab morgen soll Zwanziger dann offiziell Geschäftsführender Präsident des DFB sein. „Geschäftsführend ist für mich ein umfassender Begriff“, sagt er. Mayer-Vorfelder sieht das anders. Er hat sich die Federführung für die Nationalmannschaft und die internationalen Kontakte gesichert. Zwanziger erscheint deshalb immer mehr als Präsident der Amateure. Die Bundesliga will ihn unter „verschärfte Beobachtung“ stellen. Dabei ist er noch nicht einmal gewählt.

Abgeklärtheit nach innen, daran herrscht bei dem Juristen kein Mangel. Abgeklärtheit in der Öffentlichkeit, da muss Zwanziger noch dazulernen. Mit dem neuen Bundestrainer Jürgen Klinsmann streitet er sich seit Wochen über das Mannschaftsquartier für die WM 2006. Zwanziger, der auch Vizepräsident des WM-Organisationskomitees ist, fühlt sich an alte Absprachen des DFB mit Bayer Leverkusen gebunden; Klinsmann interessiert das nicht. Viele Funktionäre sind dem designierten neuen Präsidenten noch nicht zur Seite gesprungen. Und was macht Gerhard Mayer-Vorfelder, der fast schon Entmachtete? Er schweigt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false