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Die Apple Watch ist das neueste Spielzeug aus Cupertino.

© APF/Josh Edelson

Innovationen von Apple: Keiner braucht’s und alle haben es

Der Computer am Handgelenk ist da. Außer Wäsche waschen kann er fast alles. Unser Kolumnist Helmut Schümann fragt sich, wer so etwas braucht. Wahrscheinlich alle.

Die günstigste Version ist für 349 Euro zu haben. Wer komplett am Rad dreht, zahlt 11 000 Euro, dafür ist sie gülden. Die Apple Watch ist da und kommt Mitte April in die Läden. Die Frage, ob man so ein Ding braucht – also, um es ein wenig technikkonservativ auszudrücken: einen Computer am Handgelenk –, also die Frage wurde schon beim iPad gestellt. Und beim iPhone. Und beim Handy. Wahrscheinlich auch beim Telefon mit Wählscheibe. Wer nicht weiß, was das ist, soll gefälligst googeln, ich kann hier schließlich nicht alles Alte erklären. Die Frage stellt sich immer bei Innovationen. Meist wird sie verneint. Nein, so ein Ding braucht man nicht. Und dann hat es jeder. Man kann also sagen, dass der Markt den Kulturpessimismus regelt.

Weil es kürzer ist, vorweg, was die Apple Watch nicht kann: Sie kann keine Wäsche waschen. Dabei hat sie einen gigantischen Speicher. Das erkläre ich jetzt: Auf Speichern unter dem Dach wurde früher die Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Allein der Arbeitsspeicher der Watch hat 512 Megabyte und der Datenspeicher vier oder acht Gigabyte. Da kriegt man schon gewaltig viele Bettlaken unter. Okay, okay, okay, und jetzt entschuldige ich mich für den etwas technikfeindlichen Kalauer mit dem Wäschespeicher. Sonst kann die Watch nämlich allerhand.

Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann.
Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann.

© Karikatur: Tagesspiegel

Apropros am Rad drehen. Das Rad der Watch heißt Krone. Und an der dreht man, um durch das Innere zu navigieren. Was logisch ist. Wenn man mit den Fingern auf der Uhr rumpatscht, sieht man ja nichts. Dafür müsste Apple schon den durchsichtigen Finger erfinden, das kommt aber erst später. Man kann auch Siri befragen, jene meist freundliche Assistentin, die mit einem spricht und manchmal Auskunft gibt. Man fragt zum Beispiel: „Siri, wo ist der Askanische Platz?“ Siri, mit monotoner Stimme: „Meinen Sie den archaischen Platz?“ Und wenn man Siri dann anpampt: „Siri, du Blötsch, nein, am Askanischen Platz ist der Tagesspiegel.“ Dann ist Siri beleidigt und sagt: „Das ist nicht nett.“ Und dann: „Der Tagesspiegel befindet sich am Askanischen Platz.“ Na also, geht doch.

Man kann mit der Watch telefonieren und bezahlen, E-Mails empfangen, Fotos anschauen, Autos und Hotelzimmer öffnen. Und weil sie auch ein Fitness-Programm hat mit Pulsmesser und Schrittmesser, ist sie für Jogger geeignet. Faule Jogger erinnert die Uhr sogar, wann es mal wieder Zeit wird, den Schweinehund zu besiegen und sich auf die Beine zu machen. Und auf die Uhr schauen kann man auch. Oder Siri fragen: „Es ist jetzt 13.35 Uhr.“ Soll noch einer sagen, dass das kein Mensch braucht.

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