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Meinung: Irrer Realitätssinn

NORDKOREAS KRIEGSDROHUNG

Das ist gefährlich an Kontaktgestörten: Sie sind schwer einzuschätzen. Über weite Strecken zeigen sie großen Realitätssinn, überraschen aber plötzlich durch ein Verhalten, dass die Umwelt anormal, ja bedrohlich findet. Das isolierte Nordkorea ist in diesen Tagen sehr schnell mit Kriegsvokabular bei der Hand. „Sanktionen bedeuten Krieg, und der kennt keine Gnade.“ Ist das nur ein weiteres „Angriff ist die beste Verteidigung“ gegen die USA? Denen wirft Botschafter Pak noch martialischer vor, sie planten einen nuklearen Erstschlag gegen sein Land. Oder sind das ernste Kriegsdrohungen gegen Amerika? Nur, wie und wo wollte Pjöngjang denn die USA angreifen? Seine Raketen erreichen Südkorea und Japan, nicht aber Nordamerika. Über die Minenfelder am 38. Breitengrad gegen die im Süden stationierten GI’s anrennen – das wäre Wahnsinn. Zu Terroristen hat das eingeschlossene Land, soweit man weiß, keinen Kontakt. Was Kim Jong Il um jeden Preis erreichen will, sind – direkte Verhandlungen mit den USA. Dafür zieht er alle Register: mit großem Gespür dafür, wo er Amerika politisch treffen kann. Mit der Logik hapert es zwar an entscheidender Stelle: Wenn Nordkorea trotz gegenteiliger Abkommen die Bombe gebaut hat, warum sollte sich Amerika nochmals auf einen Deal einlassen? Aber Bush wird es am Ende tun. Kim Jong Il kann sich einen Mangel an Logik leisten, Bush jedoch nicht das Risiko, wie ein Kontaktgestörter reagiert, wenn sein Plan nicht aufgeht. cvm

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