zum Hauptinhalt

Meinung: Irrige Annahme

„Tannhäuser in der Gaskammer“ vom 10. Mai Die Betrachtung unterstellt, dass die Düsseldorfer Inszenierung auch deshalb abgesetzt worden sein könnte, weil es ein „bildungsbürgerliches Publikum“ womöglich nicht hätte ertragen können, „in die Fratze der grausamen und abgründigen deutschen Vergangenheit zu blicken“.

„Tannhäuser in der Gaskammer“

vom 10. Mai

Die Betrachtung unterstellt, dass die Düsseldorfer Inszenierung auch deshalb abgesetzt worden sein könnte, weil es ein „bildungsbürgerliches Publikum“ womöglich nicht hätte ertragen können, „in die Fratze der grausamen und abgründigen deutschen Vergangenheit zu blicken“. Was ist das für eine Sicht? Sie geht nämlich von der irrigen Annahme aus, dieser Teil der Gesellschaft sei völlig in sich zurückgezogen vom Leben und nicht in der Lage, gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen. Das ist heute genauso falsch, wie es schon in der Vergangenheit falsch war. Die Nazis haben kurzen Prozess gemacht und das Bildungsbürgertum ausgemerzt, die Kommunisten haben es seit jeher verdächtigt, bespitzelt und verfolgt, und auch im westdeutschen Mief der 50er und 60er Jahre galten Geld und Autos auch viel mehr als bildungsbürgerliche Tugenden.

Rüdiger Winter, Berlin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false