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Die Menschen auf der Flucht vor dem IS.

© AFP

IS-Miliz rückt auf Kobane vor: Entscheidung am Boden

Der "Islamische Staat" ist aus der Luft nicht zu besiegen. Es ist höchste Zeit, dass die USA das einzige Mittel einsetzen, das noch hilft. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Hans Monath

Es ist ein Alarmzeichen, dass die Kämpfer des „Islamischen Staats“ (IS) in den Osten der kurdischen Stadt Kobane an der türkischen Grenze vorgedrungen sind und dort ihre Fahne gehisst haben. Zwar scheinen die militärisch unterlegenen Kurden sich an mehreren Fronten hartnäckig zu verteidigen. Doch der schwarze Stofffetzen mit der arabischen Schrift („Es gibt keinen Gott außer Gott“) verbreitete eine Botschaft, die dem Westen und vielen arabischen Ländern Kopfschmerzen bereiten wird. Modernste Kampfflugzeuge aus Industrie- und reichen Ölstaaten fliegen andauernd Angriffe gegen die atavistische Terrormiliz. Und trotzdem können deren Kämpfer an einem politisch sensiblen Ort weiter vorrücken. Fällt Kobane, so kontrolliert die Miliz eine geschlossene Fläche von der Grenze zur Türkei bis hin zum hundert Kilometer entfernten Raqqua, dem IS-Hauptquartier.

Der US-Generalstabschef weiß, was zu tun ist

Schon als Barack Obama im Sommer die Luftschläge ankündigte, währte die Erleichterung nur kurz. Zwar war ein Aufatmen zu spüren, als US-Kampfflugzeuge erstmals IS-Stellungen im Irak bombardierten. Die Welt schien angesichts der Bilder fliehender und verdurstender Jesiden wie gelähmt, die westliche Führungsmacht aber handelte und verhinderte die Vollendung eines Völkermords. Doch bald schon meldeten sich in Washington die Experten und klopften Obamas Strategie auf Schwachstellen ab. Sie mussten nicht lange suchen. Denn Luftschläge alleine fügen der Terrormiliz zwar Verluste zu, eine Rückeroberung des von ihnen gehaltenen Territoriums ist damit aber nicht möglich.

Als die USA ihre Kampagne auf Syrien ausweiteten, kündigten sie an, Tausende von Kämpfern der gemäßigten syrischen Opposition auszubilden, um sie gegen die Terrormiliz zu stärken. Leider gibt es, auch darauf haben US-Kommentatoren hingewiesen, in der jüngeren amerikanischen Geschichte kaum ein Beispiel dafür, dass solche Stellvertreter dauerhaft im Sinne ihrer Ausrüster gewirkt haben. Je schneller die Zweifel an der bisherigen Strategie wachsen, umso lauter werden deshalb die Rufe nach einem Mittel werden, das Generalstabschef Dempsey vor dem Kongress nicht ausschließen wollte: dem Einsatz von Bodentruppen.

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