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Meinung: Israel: Bibi, der Dribbelkönig

Dribbelkünstler sind im Fußball die Lieblinge des Publikums. Wenn sie ihre Gegenspieler austricksen, jubelt die Stehkurve, wenn sie dem Gegnern gar den Ball zwischen den Beinen durchspielen, applaudiert auch die Tribüne.

Dribbelkünstler sind im Fußball die Lieblinge des Publikums. Wenn sie ihre Gegenspieler austricksen, jubelt die Stehkurve, wenn sie dem Gegnern gar den Ball zwischen den Beinen durchspielen, applaudiert auch die Tribüne. Doch der Trainer tobt, denn er weiß, wie solche Slalomläufe durch die gegnerische Abwehr enden können: Wie bei "Bibi" Netanyahu, der all seine Gegner umspielte und dann doch nicht zum Torschuss kam; weil er, über seine Beine stolpernd, am letzten Verteidiger hängen blieb. Es war alles für die Katz.

"Bibi" war umjubelter Torschützenkönig, sein Likud uneinholbar scheinender Tabellenführer; der "goldene Schuh" und die Meisterschale lagen frisch poliert bereit. Doch "Bibi" Netanyahu wollte noch etwas mehr. Er wollte nämlich die Meisterschaft im Alleingang gewinnen und zusätzlich noch dem Schiedsrichter vorschreiben, was er zu pfeifen habe. Da zeigte ihm dieser, Ovadia Josef, die gelbe Karte, und "Bibi" selbst, um eine gelb-rote zu vermeiden, wechselte sich kurzerhand selbst aus. Die Tribüne kommentierte dies als eine kluge Entscheidung, die Stehkurve jubelte dem neuen Mittelstürmer zu, als dieser sein erstes Tor schoss - und übersah, dass der neue Star ein Spezialist für Eigentore ist.

Und genau wie die israelischen Fußballmeisterschaften spitzen sich im Moment auch die israelischen Wahlen zu einem spannenden Zweikampf zu. Der liberale Fußballclub Maccabi Haifa, zum Beispiel, spielt schöner und schießt mehr Tore; Betar Jerusalem - nicht zufällig der Likud-Club - siegt meist nur 1:0. Er hat aber, und dass darf man nicht unterschätzen, die fanatischsten, die Spieler vorwärts treibenden Fans. In der Politik entwickelt Ehud Barak schöne Pläne und macht Hoffnungen auf eine bessere, friedlichere Zukunft; Ariel Scharon will die Palästinenser militärisch besiegen, und die rassistischen Betar-Jerusalem-Hooligans sind seine blinden Wähler.

Und genau wie im Fußball kann es passieren, dass weder der liberale Club aus Haifa noch Scharons Hooligans aus Jerualem am Ende ganz oben an der Tabellenspitze stehen, sondern die Roten aus Tel Aviv, Altmeister Hapoel; also der politische Rote Schimon Peres. Nur: Sowohl Hapoel als auch Peres hängt das Etikett des "ewigen Verlierers" an - Hapoel hatte letzte Saison ebenso Glück wie Barak bei den letzten Wahlen: Die Rivalen waren zu schwach. Ob sich diese Wunder ein zweites Mal wiederholen, weiß niemand - nicht einmal die danach stets klügeren Meinungsforscher.

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