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Israel: „Für den Frieden drehen wir jeden Stein um“

Ein Porträt von Joram Ben Zeev, Israels Botschafter in Spe.

Nun hat das israelische Außenministerium also endlich einen neuen Botschafter für Berlin nominiert. Eine überfällige Entscheidung, musste doch gar die Amtszeit von Schimon Stein verlängert werden, weil sich Jerusalem zu viel Zeit bei der Suche nach dem Nachfolger genommen hatte. Der heißt nun Joram Ben Zeev, geboren am 20. Juli 1944, dem Tag des Attentats auf Adolf Hitler.

Ob die Wahl von Ben Zeev – die noch am Sonntag von der Jerusalemer Regierung bestätigt werden muss – auch eine gute ist, wird erst die Zukunft weisen. Ungewöhnlich ist sie allemal. Denn der Karrierediplomat ist der erste israelische Botschafter in Deutschland überhaupt ohne irgendwelche Deutschkenntnisse und ohne europäischen Hintergrund. Ben Zeev kann dafür Chinesisch, ist eindeutig Amerika-Spezialist (als Presseattaché und als Generalkonsul in Los Angeles) und derzeit Vizegeneraldirektor der Nordamerika-Abteilung im Außenministerium.

Den interessantesten Aspekt seiner Karriere bildet sein Engagement im Friedensprozess. Ben Zeev wurde – nach sechsjähriger Tätigkeit als Berater des damaligen Staatspräsidenten Ezer Weizman – von der Regierung Jitzchak Rabin 1993 zum „Koordinator für den Friedensprozess“ ernannt und war Vizechef der Nahostabteilung des Außenministeriums. Er war als solcher Delegationsmitglied bei den israelisch-palästinensischen Verhandlungen, die im September des gleichen Jahres zu den „Osloer Abkommen“ führten. Als Sondergesandter von Ministerpräsident Ehud Barak war er schließlich an den Vorgesprächen zum Gipfeltreffen von Camp David im Juli 2000 beteiligt. Der ABC-Gipfel (Arafat, Barak, Clinton) scheiterte – und Jassir Arafat gab in der Folge den Befehl zum bewaffneten Aufstand.

In Berlin wird Ben Zeev der zweitgrößten israelischen Botschaft überhaupt – nach Washington – vorstehen. Eine Tatsache, die die enorme Bedeutung der israelisch-deutschen Beziehungen für Jerusalem verdeutlicht. Umso überraschender ist es – selbst für israelische Insider – dass offenbar Außenministerin Zippi Livni Ben Zeev vorgeschlagen hat. Denn zuvor war die Rede gewesen von diplomatischen Schwergewichten wie dem vorherigen Ministeriums-Generaldirektor Ron Prosor und -Sprecher Gideon Meir, die beide perfekt deutsch sprechen. Ben Zeev werde „unter erheblichem Druck stehen, seine Ernennung zu rechtfertigen“, heißt es in Diplomatenkreisen in Jerusalem. Charles A. Landsmann

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