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Meinung: „Ist es ’übsch?“

Spätestens seit Verona Pooth, geborene Feldbusch und Paris Hilton haben wir uns daran gewöhnt, dass es auch talentarmen Menschen möglich ist, Fernsehruhm zu erlangen. Nicht immer freilich ist man geneigt, diesen – sagen wir mal – Faustschlag ins Gesicht aller aktiv Kreativen klaglos hinzunehmen.

Spätestens seit Verona Pooth, geborene Feldbusch und Paris Hilton haben wir uns daran gewöhnt, dass es auch talentarmen Menschen möglich ist, Fernsehruhm zu erlangen. Nicht immer freilich ist man geneigt, diesen – sagen wir mal – Faustschlag ins Gesicht aller aktiv Kreativen klaglos hinzunehmen. Manchmal muss abgerechnet werden, mit Natalie Licard zum Beispiel, Harald Schmidts Klischeefranzösin, die auf dem besten Wege ist, zur Fleisch gewordenen TV- Leere zu werden.

Ja, gewiss, vor ein paar Jahren, als Harald Schmidts Abendplauderei noch nicht ins Stadium des Vor-sich-hin-Dümpelns versunken war, gefiel uns Madame Licard einigermaßen. Wie sie da hübsch mit den Augen funkelte, ihre Grübchen zeigte, alle pariserisch anmutenden Stereotypen und ihr besseres Nana-Mouskouri-Brillenmodell zur Schau trug, mit der deutschen Sprache vergeblich kämpfte und genau so parlierte, wie man sich in der Oberpfalz die Aussprache einer süßen Französin vorstellt – das alles ertrug man schmunzelnd, wenngleich verwundert darüber, was heutzutage alles im Fernsehen möglich ist.

Heute jedoch haben wir genug von Natalie Licard, ja, wir empfinden Mitleid mit der 42-jährigen Statistin aus dem südwestfranzösischen Dax. Immer nur lächeln, das ist mittlerweile ihr Operettendasein geworden, auf einem Barhocker vor der ARD-Show-Band sitzend und eifrig applaudierend, wenn Gäste auf die Bühne dürfen. Als „Sidekick“ – zu Deutsch Handlangerin – firmiert Frau Licard, ohne dass einsichtig wäre, wobei sie ihrem Herrn und Gebieter eigentlich zur Hand ginge.

Harald Schmidt hat erkannt, dass seine „kleine Französin“ keine Daseinsberechtigung mehr besitzt, und sie folglich, wie es sich für einen Ziehvater gebührt, in die Rateteams der aufgewärmten „Pssst …“-Sendung eingebaut. Da sitzt sie nun neben der quicken Charlotte Roche und ist von der Schnelligkeit des Spiels restlos überfordert. Mal dringt sie mit ihren schlichten Zwischenrufen („Ist es ’übsch?“) nicht durch, mal versteht sie das schöne Wort „friedfertig“ nicht und muss sich aus dem Ratehinundher verabschieden.

Sagen wir es offen: Madame Licard mag als Werbeträgerin für französische Produkte unverzichtbar sein und, wie geschehen, Peugeot-Modelle Unter den Linden vorstellen – in Unterhaltungssendungen der ARD besteht kein Bedarf mehr für die untätige Handlangerin aus dem schönen Département Landes.

Rainer Moritz

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