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Meinung: IT-Branche: Besser als die Börse

In den letzten Monaten war wenig Gutes von der lange erfolgsverwöhnten IT-Branche zu hören. Wenn sich die Hard- und Software-Hersteller, die Netzwerk-Firmen sowie die Internet-Anbieter nun zur CeBIT 2001 in Hannover treffen, wird man sich allenfalls wehmütig an die Zeiten erinnern: damals, als Euro-Einführung, Jahr-2000-Fehler und Internet-Hype der Branche einen Boom nach dem anderen bescherten.

In den letzten Monaten war wenig Gutes von der lange erfolgsverwöhnten IT-Branche zu hören. Wenn sich die Hard- und Software-Hersteller, die Netzwerk-Firmen sowie die Internet-Anbieter nun zur CeBIT 2001 in Hannover treffen, wird man sich allenfalls wehmütig an die Zeiten erinnern: damals, als Euro-Einführung, Jahr-2000-Fehler und Internet-Hype der Branche einen Boom nach dem anderen bescherten. Selbst beim Mobilfunk hat sich inzwischen das Wachstum verlangsamt. Von Feierstimmung ist die Branche weit entfernt: Sinkende Börsenkurse, niedrigere Umsatzzuwächse und allenthalben massiver Arbeitsplatzabbau. Selbst Moores Gesetz - nach dem sich die Computerleistung alle achtzehn Monate verdoppelt - scheint seine beflügelnde Kraft verloren zu haben.

Auch die Hoffnungen auf E-Commerce haben sich nicht erfüllt. Immer mehr Menschen nutzen das Internet, aber der Bestellbutton auf den Seiten der Online-Shops wird nur selten angeklickt. Gegen die nicht unbegründete Sorge vor der Herausgabe der Kreditkartennummer kommen die Kostenvorteile nicht an. Noch gilt unter den Internet-Händlern das Prinzip Hoffnung. Hoffnung beispielsweise auf die Einführung der digitalen Signatur, die jetzt per Gesetz auf den Weg gebracht wurde. Die elektronische Unterschrift hat zentrale Bedeutung für den Erfolg des Online-Handels wie für sämtliche Transaktionen, bei denen die Identität des Nutzers zweifelsfrei feststehen muss, gegen Manipulation gesichert. Der Erfolg wird sich allerdings nur dann einstellen, wenn die Chipkarte mit der digitalen Signatur zu einem vertretbaren Preis angeboten wird.

Anlass für begrenzten Optimismus in schwierigen Zeiten kann die CeBIT durchaus bieten. Der Mittelstand hat weiterhin großen Nachholbedarf bei der Internet-Nutzung. Die Chancen des überregionalen Vertriebs beschränken sich nicht auf die Großindustrie. Lokale Dienstleister oder Warenproduzenten dürfen digitalen Anschluss ebenso wenig verpassen. Auch die öffentliche Hand ist auf dem Weg in die Informationsgesellschaft: Immer mehr öffentliche Ausschreibungen erfolgen über das Internet. Der vernetzte Bürger erwartet von seiner Verwaltung, dass sie ihm unnötige Amtsgänge erspart.

Die Lage der Branche sieht somit besser aus, als die Börsenkurse suggerieren. Auf der einen Seite werden Überkapazitäten abgebaut, was zum Teil nicht ohne Entlassungen möglich ist. Auf der anderen Seiten werden nach wie vor qualifizierte Mitarbeiter gesucht. Schröders Ankündigung auf der CeBIT 2000, die Greencard einzuführen, war jedenfalls kein politischer Misserfolg.

Häme über die Konsolidierung am Neuen Markt wäre deshalb fehl am Platz. An der Informations-Gesellschaft und der Internet-Wirtschaft führt kein Weg vorbei. Ob nun Gensequenzen oder Steuererklärungen computergestützt berechnet werden sollen - dafür sind mehr Leistung und kürzere Verarbeitungszeiten nötig. Die Technik macht weitere Fortschritte, in der Mobilität liegt noch enormes Potenzial. GPRS und UMTS, funkgestützte Netzwerke, schnelle Internet-Anbindungen, Webpads fürs Wohnzimmer und den Außerdienstler - an neuen Technologien, Geräten und Lösungen mangelt es nicht auf der CeBIT 2001. Heute sind mehr Mobiltelefone am Netz als Festnetzgeräte. Ebenso wird die mobile Internet-Kommunikation dem Markt neue Impulse geben. Nicht allein für das Internet, wie wir es jetzt kennen, sondern für die Übertragung von Multimedia-Inhalten aller Art. Und dann wird Moores Gesetz auch wieder für einen wirtschaftlichen Erfolg der Computerbranche sorgen.

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