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Jahrestag des Mauerbaus: Tragischer Anfang

Am 48. Jahrestag des Mauerbaus blieb es merkwürdig still. Von der Kanzlerin hörte man kein Wort. Doch sie hätte etwas sagen müssen.

Von Matthias Schlegel

Am vergangenen Montag traf sich Angela Merkel mit Altbundeskanzler Helmut Kohl. Thema war der Mauerfall. Am 20. Jahrestag der friedlichen Revolution wird die Kanzlerin – wenn sie es denn noch ist – in ihren Reden und Würdigungen auch aus diesem Gespräch schöpfen. Und wir werden überhäuft werden mit Statements, Ansprachen von und Gedenkveranstaltungen mit Politikern. Dagegen ging am Donnerstag der traurige Gegenpol jenes so freudvollen Ereignisses, der 48. Jahrestag des Mauerbaus, so merkwürdig still über die Bühne. Von der Kanzlerin hörte man kein Wort. Auch vom Spitzenkandidaten der SPD nicht. Klaus Wowereit, immerhin, nahm teil am Gedenken an der Bernauer Straße. Der Mauerbau – ein lokales Ereignis? Dieses im wahren Wortsinn einschneidende Datum in der deutschen, europäischen, ja Weltgeschichte, dieser Ausgangspunkt von familiären Tragödien, menschlichem Leid, grausamem Sterben – kein Thema für die „große“ Politik? Das ist ein beschämendes Zeugnis von Geschichtsvergessenheit. Auch wenn es nur der unrunde 48. Jahrestag war. Aber die Freude, die das Jubiläum in drei Monaten, am 9. November, bestimmen wird, ist nur im Kontext mit dem tragischen Anfang zu verstehen. Daran hätte die Regierungschefin gestern erinnern können. Müssen.

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