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James Murdoch: "Appetit auf Veränderungen"

Der jüngste Sohn von Rupert Murdoch bringt sich als Nachfolger in Stellung.

Die E-Mail, mit der sich James Murdoch von seinen Mitarbeitern beim britischen Bezahlsender B Sky B verabschiedete, sagt viel über ihn aus. „Gemeinsam haben wir gezeigt, dass man mit einem Appetit auf Veränderungen Erfolg erzielen kann“, schrieb Murdoch. Er zieht weiter, um in der New Corp. seines Vaters Rupert das britische Zeitungsgeschäft und die Verantwortung für die TV-Aktivitäten des Medienkonzerns in Europa und Asien zu übernehmen. Vor allem aber bringt sich der 34-Jährige damit in Stellung als Nachfolger seines Vaters an der Spitze des drittgrößten Medienkonglomerats der Welt – Jahresumsatz: 28,6 Milliarden Dollar.

James ist das jüngste von sechs Kindern, die Rupert Murdoch in drei Ehen zeugte. Der Älteste, Lachlan, galt als der Kronprinz, ehe er sich 2005 überraschend zurückzog. Dass er eines Tages von James ausgestochen würde, dafür gab es zunächst wenig Anzeichen. Zwar galt der als klug, aber auch als unberechenbarer Rebell. Seine ersten Schlagzeilen produzierte er als Praktikant des „Sydney Daily Mirror“, bis ein Konkurrenzblatt ihn schlafend bei einer Pressekonferenz erwischte. Später studierte er Film und Geschichte, ehe er Harvard 1995 ohne Abschluss verließ, um mit Freunden ein Hip-Hop-Label zu gründen. Nebenbei zeichnete er satirische Comics.

Murdoch Senior kaufte das Label auf und James versuchte sich fortan mit mäßigen Erfolg mit diversen Internetaktivitäten. Mehr Glück hatte er bei der Vermarktung der väterlichen Fernsehkanäle in Asien. Als er vor vier Jahren zum Chef von B Sky B berufen wurde, beäugten Investoren den gerade 30-Jährigen mit großer Skepsis. Doch James strafte seine Kritiker Lügen.

Er wandelte den defizitären Satellitensender in einen gewinnbringenden Anbieter von Breitband- und Telefondiensten um. Jetzt wird erwartet, dass James Murdoch die zum Konzern gehörenden britischen Zeitungen wie das Traditionsblatt „The Times“ und das Boulevardblatt „The Sun“ stärker aufs Online-Geschäft ausrichtet. Und die Redaktionen hoffen auf eine Minderung der Einflussnahme durch ihren neuen Chef, der nicht die stockkonservative Linie seines Vaters teilt. Murdoch senior unterdessen findet nun Zeit, sich seinem neuen Lieblingskind zu widmen, dem gerade gekauften „Wall Street Journal“. Dass der 76-Jährige bald in Rente geht, sollte niemand erwarten. Sein Sprecher Howard Rubenstein sagt: „Wenn überhaupt, dann gibt Rupert Murdoch noch einmal Gas.“ Matthias B. Krause

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