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Meinung: Jedes Gramm Uran zählt Irans Atomprogramm ist ein Prüfstein für Europas Einfluss

Die Belege sind erdrückend, und dennoch bekommt der Sünder einen Aufschub: Nach allem, was in den letzten Monaten über das iranische Atomprogramm bekannt wurde und was Teheran selbst Stück für Stück zugeben musste, kann es wenig Zweifel geben: Die Mullahs wollten eine Atombombe bauen. Wenn sich bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) jetzt Deutschland, Frankreich und England durchgesetzt haben, die Iran Zeit einräumen wollen, damit der seine noch sehr frische Kooperationsbereitschaft unter Beweis stellen kann, dann ist das noch kein Grund zum Aufatmen.

Die Belege sind erdrückend, und dennoch bekommt der Sünder einen Aufschub: Nach allem, was in den letzten Monaten über das iranische Atomprogramm bekannt wurde und was Teheran selbst Stück für Stück zugeben musste, kann es wenig Zweifel geben: Die Mullahs wollten eine Atombombe bauen. Wenn sich bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) jetzt Deutschland, Frankreich und England durchgesetzt haben, die Iran Zeit einräumen wollen, damit der seine noch sehr frische Kooperationsbereitschaft unter Beweis stellen kann, dann ist das noch kein Grund zum Aufatmen. Sondern Teherans letzte Chance, nach mehreren verstrichenen Ultimaten der IAEO das Programm endlich ganz offen zu legen. Es ist auch eine Gelegenheit für die IAEO, ihre Effizienz zu beweisen.

Als die Atomenergiebehörde 1957 gegründet wurde, ging man noch davon aus, dass es auf der Erde nur sehr begrenzte Uranvorkommen gebe. Deswegen wurde die IAEO mit einem doppelten Auftrag versehen: die zivile Nutzung der Kernenergie zu fördern und die militärische zu unterbinden. Jedes Gramm Uran, das in Atomkraftwerken verbraucht werde, so die Vorstellung, mache eine militärische Nutzung unwahrscheinlicher. Eine krasse Fehleinschätzung.

Uran gibt es heute mehr als genug. Und statt die militärische Nutzung zu erschweren, öffneten zivile Atomprogramme manchen Staaten den Weg zur Bombe. Ob Indien, Pakistan, Nordkorea oder jetzt Iran: Immer diente ein ziviles Atomprogramm dazu, ein militärisches zu verschleiern und nötiges Know-how und Gerät zu beschaffen. Bei Indien und Pakistan hat die IAEO versagt, auch Irans Atomprogramm wurde zwei Jahrzehnte im Verborgenen vorangetrieben, bevor iranische Oppositionelle es entlarvten. Nicht zu vergessen den Irak, der Anfang der 90er ebenfalls kurz vor der Bombe stand. Sollten nun die Maßnahmen gegen Teheran nicht greifen, kann die IAEO einpacken.

Deutschland, Frankreich und England sind in der Pflicht. Sie haben den weichen Kurs gegenüber Teheran gewollt, nun müssen sie beweisen, dass er funktioniert. Die nächste Lüge aus Teheran, das nächste Spiel auf Zeit kommt bestimmt. Nur wenn der Westen dann einig und hart reagiert, ist das internationale Kontrollregime für Atomwaffen überhaupt noch zu halten. So wird Irans Atomprogramm zum doppelten Testfall: für die Existenz der IAEO – und für die Glaubwürdigkeit Europas. Die EU-Mitglieder und ihr Außenbeauftragter Solana haben in den letzten Monaten kluge Strategiepapiere verfasst über Europas Beitrag zur Sicherheit in der Welt. Jetzt müssen sie beweisen, dass sie diese Verantwortung auch wahrnehmen.

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