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Meinung: Joschka Fischer: Wohl gelitten und schlecht beraten

Wetten, dass über Joschka Fischers Vergangenheit noch unschöne Dinge bekannt werden? Weniger sicher ist es, darauf zu wetten, dass Fischers Ansehen wegen der Enthüllungen über seine radikalen und offenbar auch anti-israelischen Zeiten alsbald unter die Erträglichkeitsschwelle sinkt.

Wetten, dass über Joschka Fischers Vergangenheit noch unschöne Dinge bekannt werden? Weniger sicher ist es, darauf zu wetten, dass Fischers Ansehen wegen der Enthüllungen über seine radikalen und offenbar auch anti-israelischen Zeiten alsbald unter die Erträglichkeitsschwelle sinkt. Das hat die Gottschalk-Show gezeigt, eine Art Seismograf für gesellschaftliche Erschütterungen. Die zur Saalwette herbeigerufenen Professoren mit 68er-Demonstrationsvergangenheit waren Stars der Sendung; und der Appell, man möge Fischer nicht seine Vergangenheit vorwerfern, wurde mit dröhnendem Beifall bedacht - und das, obwohl jeder weiß, dass am heutigen Montag ein Ermittlungsverfahren gegen den Außenminister eingeleitet wird. Oder weil? Aber Fischer kann sich vom Beifall nicht täuschen lassen. Falls ihn der Verfassungsschutz tatsächlich mit Anschlägen in Verbindung bringt, wird es gefährlich. Und jetzt schon brisant ist Fischers Auftritt 1969 beim PLO-Solidaritätskongress in Algier, denn der berührt sein heutiges Amt als Außenminister unmittelbar. Am meisten müsste Fischer allerdings irritieren, dass er seinen eigenen Fall nicht in den Griff bekommt. Mit fatalen Interviews und der unnötigen Aussage vor Gericht hat er sich selbst in Gefahr gebracht. Denn wenn er stolpert, dann nicht unbedingt über seine Vergangenheit, sondern über die Widersprüche, in die er sich verstrickt. Eine nicht eben beruhigende Erkenntnis dieser Tage: Der deutsche Außenminister hat kein funktionierendes Krisenmanagement.

lom

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