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Meinung: Kapitalisten müssen keine Engel sein

PUTIN UND CHODORKOWSKIJ

Gott straft große Sünder erst im Jenseits, die Börse sofort. Nach der Verhaftung von Jukos-Chef Chodorkowskij stürzte der russische Aktienindex um 13, die Jukos-Werte um fast 20 Prozent. Potenzielle Großinvestoren wie Exxon Mobile ziehen sich zurück. Fakten, bei denen Putin die geplanten zehn Prozent Wirtschaftswachstum vergessen kann. Und damit auch Wohlstand und Stabilität. Reformpolitiker Boris Nemzow bringt es auf den Punkt, wenn er behauptet, die Vorgänge um den Ölgiganten seien längst nicht mehr Chodorkowskijs Privatproblem, sondern berührten die Interessen von Millionen Menschen. Putin, nach dessen eigenen Worten in Russland der Präsident für alles verantwortlich ist, treibt daher ein verdammt riskantes Spiel, wenn er den von Kapital und politischen Parteien geforderten Krisengipfel ablehnt. Umso mehr, da die Russen in den nächsten Monaten gleich zweimal in die Wahllokale gebeten werden. Und selbst die, die Nemzow und dessen Partei nicht wählen, werden kaum an seiner Warnung vorbeikommen, wonach Russlands Tragik darin besteht, dass Diktatoren sich stets schrittweise als solche outen. Russlands Kapitalisten sind keine Engel, doch weil Eigentum Verantwortung schafft, sind sie immerhin natürliche Verbündete für die Auflösung des Reformstaus. Wenn der deutsche Botschafter Moskau ausgerechnet jetzt neue Milliarden verbindlich zusagt, ist das garantiert ein Zeichen in die falsche Richtung. Für Putin und für die Opposition. win

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