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Kardinal Meisner: Der Schriftverkehrte

Erzbischof Meisner ist die Eva Herman des Katholizismus.

Priester sind Schriftgelehrte. Zu ihrem Kerngeschäft gehört die Auslegung des Bibeltextes. Sie sind Sprachprofis, wissen um Bedeutungsnuancen und den Echoraum der Worte. Nun sagt Kardinal Joachim Meisner, die Kultur sei „entartet“, sobald man sie von der Gottesverehrung abkoppelt. Zum dritten Mal in diesem Jahr spricht der Gottesmann Humbug: Im März sagte er mit Blick auf die Mauer in Bethlehem, so sperre man Tiere ein (und dementierte halbherzig), zu Gerhard Richters Kölner Domfenster meinte er, es passe „eher in eine Moschee“. Der Erzkonservative erweist sich nicht nur als gefährlich ahnungslos, was den uralten, komplexen Zusammenhang zwischen Kirche und Kunst betrifft, die gemeinsamen Wurzeln von Islam, Judentum und Christentum sowie die barbarischen Folgen der NS-Rede von der Entartung. Sondern der Gottesmann beherrscht seine Profession auch nicht, den Umgang mit Worten. Meisner ist die Eva Herman des Katholizismus. Herman hat wegen sowas ihren Job verloren. Aber die Kirche ist nicht der NDR: Sie kündigt nicht fristlos. chp

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