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Meinung: Kein Massaker, aber ein Verbrechen

UN-BERICHT ZU DSCHENIN

Warum nur hatte sich Israel so lange gesperrt gegen einen UN-Bericht über die Kämpfe bei der Besetzung des palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin durch Israels Armee? Die Vereinten Nationen bestätigen jetzt: Es gab dort kein Massaker. Nicht 500 Palästinenser wurden getötet,sondern 52, zum Großteil bewaffnete Kämpfer. So hatte es Israels Armee, die nicht immer die Wahrheit liebt, von Anfang an dargestellt. Die UN erheben aber auch scharfe Vorwürfe gegen beide Seiten. Die Israelis hätten Menschenleben gefährdet, weil sie die Lieferung von Arznei und Nahrung behindert haben. Die Palästinenser, weil sie ihre Waffenlager ganz gezielt in dicht bevölkertem Gebiet anlegten. Auch diese Vorwürfe sind nicht neu, der UN-Bericht verleiht ihnen aber zusätzliches moralisches Gewicht. Nur leider werden Arafat und Scharon auch diese Kritik wohl weitgehend ignorieren. In beiden Lagern stehen die Zeichen auf Eskalation. Die Hamas will hundert Israelis für jeden toten Palästinenser morden. Und Scharon die rechtswidrige Bestrafung der Familien von Attentätern noch ausdehnen, um Selbstmordattentäter abzuschrecken. Deren Verwandte müssen mit Ausweisung, Beschlagnahmung ihres Besitzes und Zerstörung ihres Hauses rechnen. Wer den Terror besiegen wolle, dürfe bei den Mitteln nicht wählerisch sein? Ganz falsch. Israel muss wählerisch sein. Sonst zerstört es sein Wertesystem – und schreckt doch keinen Terroristen ab. cal

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