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Meinung: Keine Angst um unsere Jungs

Wolfgang Schäuble will die Bundeswehr bei der Fußball-WM einsetzen – warum nicht?

Gibt es ein schlimmeres Szenario? Bewaffnete Terroristen stürmen in ein Mannschaftsquartier, nehmen Sportler als Geiseln, töten Menschen – mitten in Deutschland, bei einer Sportveranstaltung von Weltrang. Das könnte passieren bei der Fußball- Weltmeisterschaft im Sommer, mitten in Berlin. Das ist schon einmal passiert, bei den Olympischen Spielen 1972 in München.

Der Anschlag 1972 hat Deutschland und die Welt verstört. Nun hat Steven Spielberg das Geschehen verfilmt – rechtzeitig zur aktuellen Debatte um die Sicherheit bei der Fußball-WM. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), zuständig auch für Sport, macht sich vehement für den WM-Einsatz der Bundeswehr stark. Nicht nur beim Koalitionspartner SPD löst er heftige Abwehrreflexe aus: Die Trennung von Polizei und Armee wird beschworen, die Verfassung zitiert, das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ bemüht. Der Widerstand geht quer durch alle Parteien und Interessengruppen – doch Schäuble denkt nicht an Rückzug. Jetzt hat er von der Nato Awacs-Aufklärungsflugzeuge angefordert, die bei der WM den Luftraum überwachen. Offenbar lässt sich die Debatte nicht so schnell beenden. Das ist schon mal gut.

Natürlich will niemand, dass Panzer vor den Stadien auffahren. Aber das steht gar nicht zur Diskussion. Die WM-Arenen werden sowieso zu den sichersten Orten der Welt gehören: umzäunt von zwei Sicherheitsringen, vollständig videoüberwacht, jeder Platz mit einer personengebundenen Eintrittskarte belegt, der Luftraum durch ein Überflugverbot geschützt. Die Bundeswehr braucht hier keiner.

Schäuble und einigen Innenministern der Länder geht es statt dessen um den Objektschutz. Soldaten sollen Botschaften und Teamquartiere bewachen, falls die Polizei überlastet ist. Und der Luftraum soll kontrolliert werden wie es bei jedem Großereignis üblich ist. Auch wenn der Bundesminister mit Hilfe der WM eines seiner Lieblingsprojekte, den Armeeeinsatz im Inneren, durchsetzen will und auch wenn Länderminister an ihren Polizeien sparen wollen, sollte die Frage erlaubt sein: Was ist so schlimm daran, dass Soldaten sensible WM-Standorte bewachen? Die Bundeswehr versteht es, Polizeiaufgaben zu übernehmen – bislang in Afghanistan oder im Kosovo. Und sollte ein Katastrophenfall eintreten, wird sie sowieso gerufen.

Auch in anderen Ländern haben Soldaten Sportereignisse beschützt, ohne das Bild im Ausland zu beschädigen oder die Bürgerrechte im Inland zu beschneiden. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 fanden in Salt Lake City die Olympischen Winterspiele statt – die US-Armee zeigte Präsenz, ohne martialisch aufzutreten. Viele Besucher haben diese Spiele als freundlich in Erinnerung.

Gibt es ein beruhigendes Szenario? Selbst wenn Soldaten bei der WM wichtige Gebäude schützen, kann niemand ein Weltereignis ohne Anschläge garantieren. Aber alles zu unternehmen, um das Risiko zu minimieren, sollte eine unideologische Debatte wert sein.

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