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Meinung: Keine Gratiswurst

Eine Obdachlosenzeitung gefällig? Ach, nicht schon wieder.

Eine Obdachlosenzeitung gefällig? Ach, nicht schon wieder. So genau möchten wir Obdachbesitzer ja auch nicht wissen, wie es sich ohne lebt, und vor allem nicht gleich aus drei verschiedenen Zeitungen, die uns im Abstand von je fünf Minuten offeriert werden. „Lass mal stecken“, sagen wir und rücken das Geld als Spende raus – oder eben auch nicht. Wenn natürlich was Interessantes drin stünde … Deshalb mag Joanne K. Rowling, die Frau Dagobert Duck der Kinderliteratur, auf die Idee gekommen sein, das erste Kapitel vom fünften „Harry Potter“ allen deutschsprachigen Obdachlosenzeitungen gratis anzubieten. Kann man doch mal versuchen, nicht wahr? Es wäre jetzt eigentlich an säuerlichen deutschen Sozialarbeitern gewesen, dieses Angebot pikiert zurückzuweisen – doch die Österreicher waren schneller: „Wie Gratiswurst in einem vegetarischen Restaurant“ sei das, teilt uns der Wiener „Augustin“ mit, und man stehe für kostengünstige Reklame nicht zur Verfügung. Na bitte: Schon ist die Welt wieder heil, sorgfältig eingeteilt in uns da unten und euch da oben, und da könnte jemand auf den Geschmack kommen. Immerhin brauchen die möglichen Käufer des vegetarischen „Augustin“ nun nicht mehr darauf zu hoffen, dass ihnen doch mal ein Stück Wurst entgegenfällt aus der wackeren Gemüsezeitung.

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