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Meinung: „Kim Jong Il hat China und Amerika geeint“

Er hat Geduld, Humor und Leidenschaft. Die braucht Christopher Hill auch.

Er hat Geduld, Humor und Leidenschaft. Die braucht Christopher Hill auch. Nordkoreas Atomtest war der erste große Rückschlag in der Diplomatenkarriere des 54-Jährigen. Seit Februar 2005 vertritt er die USA bei den Sechs- Parteiengespräche mit Pjöngjang. Im September 2005 hatte er ein Abkommen erzielt, das diese Eskalation vermeiden sollte. Doch nun ist Nordkorea offiziell Atommacht und droht mit einem zweiten Test.

Zuvor galt Hill als Geheimwaffe der US-Diplomatie, in Bosnien, Kosovo, Polen, Südkorea. Auch auf dem Balkan hatte er es mit einem Diktator zu tun, der Verträge mit Lug und Trug hinauszögerte, am Ende unterschrieb und dann doch brach. „Ach, die sonnigen Tage im Kosovo …“ seufzt er nostalgisch, wenn man ihn darauf anspricht. Gegen Slobodan Milosevic hatte er ein Druckmittel, das ihm in Korea fehlt: die Drohung mit Militär. Gegen Pjöngjang schließt die Bush- Regierung diese Option aus. Außenministerin Condoleezza Rice hat das auf der Reise in die Region betont. „Wir haben nicht die Absicht, Nordkorea anzugreifen.“

Umgekehrt droht Pjöngjang und nennt die Sanktionsbeschlüsse der UN „eine Kriegserklärung“. Das bringt Hill nicht aus der Ruhe. „Sie drohen ihren Nachbarn ständig, selbst am Sonntag.“ Er blinzelt durch seine Goldrandbrille. „Das ist ein weiterer Grund, warum sie keine Atomwaffen haben sollten.“ Im Falle eines Falles könne sich Südkorea auf die Beistandsgarantie der USA verlassen. Hill war Botschafter in Südkorea, hat begonnen die Sprache zu lernen, entwickelt ein Gespür für die geteilte Nation. Er setzt auf die innere Aushöhlung des Regimes. Wandel komme manchmal überraschend. Nicht stabil sei die Diktatur, sondern erstarrt: dieselben Menschen seit 15 Jahren in denselben Jobs. „Sie haben keine frischen Leute mit frischen Ideen.“ Das mache es so schwierig, Nordkorea zum Umdenken zu bewegen. Für die Kritik, Präsident Bush habe den Griff nach der Bombe mit seiner aggressiven Rhetorik ausgelöst – Nordkorea gehöre zur „Achse des Bösen“ – hat Hill nur Sarkasmus übrig: Seit über 30 Jahren arbeite Pjöngjang an der Bombe. In vorweggenommener Reaktion auf Bush?

Seit 13 Monaten boykottiert Nordkorea die Sechser-Gespräche in Peking. Geduldig müsse man die internationale Gemeinschaft zusammenzuhalten, um dem Diktator zu zeigen, dass die Welt sich nicht mit seiner Bombe abfindet. Mit der habe Kim Jong Il nur China und die USA zusammengebracht.

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