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Kirgistan: Wie damals im Iran

Die regionalen Gegebenheiten in Kirgistan werden in der Sicht des Westens in ähnlicher Weise missachtet wie bei der islamischen Revolution 1979 im Iran. Diese hatte die US-Regierung am Anfang auch als Fanal für die Demokratisierung des Mittleren Ostens interpretiert.

Schon Lenin wusste: Die Macht ist oft leicht zu erringen, aber schwer zu verteidigen. Seine Enkel in Kirgistan machen gerade einschlägige praktische Erfahrungen. Staatschef Kurmanbek Bakijew kam dort wegen der gleichen Erbsünden zu Fall, die schon seinem Vorgänger zum Verhängnis geworden waren. Das Ausmaß an Korruption und Vetternwirtschaft scheint rekordverdächtig, um die Demokratie steht es nicht besser, sondern schlechter als früher. Als Bakijew vor fünf Jahren durch einen Umsturz an die Macht gelangte, hatten ihn westliche Beobachter noch zum Hoffnungsträger stilisiert – genauso wie die Revolte voreilig zur „Tulpenrevolution“ verklärt wurde. Die regionalen Gegebenheiten wurden in ähnlicher Weise missachtet wie bei der islamischen Revolution 1979 im Iran, die die US-Regierung am Anfang auch als Fanal für die Demokratisierung des Mittleren Ostens interpretiert hatte. Um Demokratie ging es damals im Iran so wenig wie heute in Kirgistan. Eigentliches Ziel war der Zugriff auf Öl- und Gasvorkommen. Damals am Golf, heute in Zentralasien, wo sich Moskau und Washington seit dem Ende der Sowjetunion einen knallharten Verdrängungswettbewerb liefern. Dieser Wettbewerb geht nach dem erneuten Machtwechsel in Kirgistan in eine neue Runde.

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