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Meinung: Klassenlose Gewalt

„Ein Schläger aus gutem Haus“ vom 26. April Bei allem Hin und Her über die Motive des 18-jährigen U-Bahn-Schlägers und über das unzureichende Verhalten der Justiz mit der Haftverschonung für den potenziellen Totschläger ist ein wichtiger Aspekt bisher untergegangen: Wie sollen wir, seine Lehrer und Mitschüler mit ihm umgehen, wenn er eventuell am kommenden Montag nach den Ferien wieder in der Schule erscheint?

„Ein Schläger aus gutem Haus“

vom 26. April

Bei allem Hin und Her über die Motive des 18-jährigen U-Bahn-Schlägers und über das unzureichende Verhalten der Justiz mit der Haftverschonung für den potenziellen Totschläger ist ein wichtiger Aspekt bisher untergegangen: Wie sollen wir, seine Lehrer und Mitschüler mit ihm umgehen, wenn er eventuell am kommenden Montag nach den Ferien wieder in der Schule erscheint? Wäre es nicht sinnvoll gewesen, so einem ausgetickten volljährigen jungen Mann direkt eine Auszeit zu verordnen? Damit er sich losgelöst von seinem privaten Umfeld einige Gedanken über seine Tat machen kann? Wer ist für die Zeit bis zu seiner Gerichtsverhandlung für die Aufarbeitung seiner Tat zuständig? Seine Eltern? Seine Lehrer? Ich arbeite seit gut 30 Jahren als Lehrer an einem Berliner Oberstufenzentrum mit Schülern, ungefähr 15 Mal war ich und bin Klassenlehrer einer 11. Klasse im Gymnasium. Ich bilde Streitschlichter aus, bin Beratungslehrer und habe einiges an sozialen Konflikten zu glätten. Über die Fachdidaktik hinaus ist dies eine herausfordernde Tätigkeit bzw. Profession. Dennoch: Für so einen Fall wie Torben B. bin weder ich noch sind hierfür andere Lehrer zuständig. Ich verwehre mich gegen die unausgesprochene Aufgabenzuweisung an die Berliner Pädagogen (aufgrund der Haftverschonung).

Wolfgang Niedrich, Berlin-Neukölln

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