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Meinung: Kleiner Fehler in der Theorie

Können Sie sich noch an die „gelbe Gefahr“ erinnern? Das war die vor ein paar Jahrzehnten gern geäußerte Furcht vor Myriaden von kleinen Männern mit gelblicher Gesichtsfarbe und MaoAnzügen, die aus den Weiten der chinesischen Steppen kommen und den kapitalistischen Westen überrennen würden.

Können Sie sich noch an die „gelbe Gefahr“ erinnern? Das war die vor ein paar Jahrzehnten gern geäußerte Furcht vor Myriaden von kleinen Männern mit gelblicher Gesichtsfarbe und MaoAnzügen, die aus den Weiten der chinesischen Steppen kommen und den kapitalistischen Westen überrennen würden. Mit oder ohne die fiesen Russen – das schwankte je nach politischer Weltlage, war letzten Endes auch egal. Nun stellt sich heraus, dass die Chinesen mit fernöstlicher Weisheit einen völlig anderen Weg eingeschlagen haben, um den kapitalistischen Westen in die Knie zu zwingen: Sie kaufen ihm einfach den ganzen Krempel weg. Vor einigen Tagen hieß es bereits, der Benzinpreisrekord in Europa sei auf die enorm gestiegene Nachfrage aus China zurückzuführen. Nun gehen die Stahlpreise senkrecht nach oben, und warum? China braucht Stahl. Ja, Herr Marx, da war ein kleiner Fehler in der Theorie: Der Kommunismus ist nicht das Endstadium der Geschichte, sondern er musste erst versinken, um dann als Neokapitalismus endgültig über sich triumphieren zu können. Die Frage ist jetzt nur noch, was am Ende dabei herauskommt. Wir können die Chinesen ja mal fragen, wenn sie zu Besuch kommen, um das zerbröselnde Brandenburger Tor von allen Seiten zu fotografieren. Ey, Alter, sagen wir dann, haste mal nen Liter Sprit?

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