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Klimakonferenz in Posen: Nichts verwässern

An den Umgang mit großen Zahlen hat sich die Öffentlichkeit im Zuge der Finanzkrise fast schon gewöhnt. Ein Bruchteil des Geldes, mit dem nun weltweit Banken gerettet werden, würde schon reichen, um ein noch größeres Problem zu bewältigen: die globale Erderwärmung.

Über die Bewältigung der globalen Erwärmung wird von diesem Montag an im polnischen Posen wieder verhandelt. Tatsächlich könnten die richtigen Investitionen in eine kohlenstoffarme Wirtschaft der Weltkonjunktur gleich mitaufhelfen.

Es geht um Investitionen in eine saubere Energieversorgung, effiziente Produkte wie verbrauchsarme Autos und die Sanierung von Altbauten, damit sie künftig die Wohnungen und nicht mehr die Umgebung heizen. Insbesondere die Altbausanierung könnte der Bauwirtschaft noch lange Arbeit verschaffen und den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) gleichzeitig dramatisch mindern. Das UN-Umweltprogramm Unep hat erst vor ein paar Wochen eine Studie vorgelegt, nach der weltweit Millionen Arbeitsplätze in „grünen Technologien“ entstehen werden. Die Frage ist also nicht, ob wir uns angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise noch anspruchsvolle Klimaschutzziele leisten können. Ohne sie verpassen wir die Chance, die Wirtschaft aus der Krise heraus auf ein nachhaltigeres und damit zukunftsfähiges Gleis zu bringen.

Anstatt darüber nachzudenken, wie die deutsche Autoindustrie vor Effizienzstandards der Europäischen Union geschützt werden kann, auf dass aus Daimler der Nischenanbieter für die Versorgung afrikanischer Potentaten mit Limousinen wird, sollte die EU der offenbar leicht schläfrigen Branche beim Aufwachen helfen. Für die Weltklimaverhandlungen, die 2009 in Kopenhagen zu einem neuen Abkommen führen sollen, ist es entscheidend, wie der EU-Gipfel Mitte Dezember ausgeht. Beschließen die EU-Regierungschefs ein anspruchsvolles Klimapaket einschließlich einer 100-prozentigen Versteigerung von Emissionszertifikaten für die Stromwirtschaft und dem Einstieg in die Versteigerung für die verarbeitende Industrie, wäre das ein starkes Signal an die Schwellenländer und die USA. Verwässern die Regierungschefs ihre ambitionierten Ziele in der Umsetzung, können die UN den Termin in Kopenhagen gleich absagen.

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