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Meinung: Koalitionsverhandlungen: Über 70 Brücken müsst ihr gehn

Über sieben Brücken musst du gehn? Das reicht nicht.

Über sieben Brücken musst du gehn? Das reicht nicht. 70 Dissenspunkte haben bei den Berliner Koalitionsgesprächen SPD, FDP und Grüne aufgelistet. Die Frage aber richtet sich nicht mehr nur an die Grünen. Jetzt geht es ums Ganze. Auch für die SPD. Möglicherweise hat sich die Ampel heute schon erledigt, zerbrochen über die Haushaltssanierung. Schlechter kann die Stimmung nicht mehr werden.

Drei Wochen haben die ungleichen Partner gestritten, bis die kritische Masse erreicht war, bis es knallte. Vor allem zwischen den Grünen und der FDP. Die SPD hat das zugelassen. Dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ist nicht unangenehm, dass die FDP den Kettenhund macht und der Stadt unbequeme Wahrheiten sagt. Jetzt aber muss die SPD Farbe bekennen.

Immer neue Zumutungen für die grüne Seele hat die FDP auf den Tisch gepackt, ob Bau der Westtangente, Olympiabewerbung, Elitenförderung oder Weiterbetrieb des Flughafens Tempelhof. Nun fürchten die Grünen, in der Ampel unterzugehen. Sie haben zu viel hingenommen, zu wenig bekommen. Und FDP-Chef Günter Rexrodt streut genüßlich weiter Salz in die grünen Wunden. Das bringt der FDP Punkte - klug ist es nicht: Schließlich müssen die Grünen die Zustimmung der Basis einholen.

Auch die SPD, die in vielen Fragen inhaltlich den Grünen weit näher stehen, ist zunehmend entnervt von FDP-Chef Rexrodt. Je ungestümer der auf seiner Radikalkur für die Stadt besteht, umso mehr wird Rot-Rot zur Option. Und bei den Grünen wollen nur wenige wirklich die Ampel. Zu sehr reiben sich die fremden Milieus der Liberalen und der Grünen. Wenn zwischen Partnern jedes Vertrauen fehlt, kann nicht gestaltet werden. Wie soll ein Senat mit zwei Stimmen Mehrheit fünf Jahre lang halten? Zumal vornehmlich strittige Punkte geregelt und nicht gemeinsame Ziele formuliert werden.

Und was will die SPD? Nicht Gouvernante für die Streithähne FDP und Grüne sein, das reicht nicht für den stärksten Partner. Was die Ampel erreichen soll, das muss der Regierende Bürgermeister der Stadt jetzt sagen: mit allen Zumutungen, mit allen Chancen. Ansonsten hat die Ampel ihre Chance schon vor dem Start verspielt. Und Klaus Wowereit seine Autorität. Den notwendigen Mentalitätswechsel für die Sanierung der Stadt müssen alle drei Partner mittragen. Und gemeinsam über viele Brücken gehen.

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