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Köhler in Afghanistan: Wie fühlt ihr euch?

Der Bundespräsident war in Afghanistan - eigentlich, um die deutschen Soldaten aufzumuntern. Am Ende fühlten sich die Beteiligten aber entweder beleidigt oder missverstanden.

So führt Deutschland Krieg: Der Bundespräsident fragt die deutschen Soldaten im Feldlager Masar-i-Sharif, wie zuversichtlich sie sind. Die Soldaten schweigen. Der Bundespräsident fragt daraufhin einen amerikanischen Soldaten, wie er die Lage einschätze. Der antwortet: „Ich glaube, wir können das gewinnen.“ Darauf fragt der Bundespräsident die deutschen Soldaten, warum er das nicht von ihnen höre. Die Soldaten schweigen, nun gekränkt, dass der Bundespräsident ihren Siegeswillen infrage stellt. Am Ende lautet die Überschrift: „Irritationen bei Köhler-Besuch in Afghanistan“. So führen die USA Krieg: Der amerikanische Präsident läuft im Feldlager mit einem Truthahn aus Plastik an den Kameras vorbei, lobt den Mut und die Vaterlandsliebe der Soldaten und alle singen zusammen mit Mariah Carey die Nationalhymne. Die deutsche Methode ist zweifellos authentischer (wie fühlt ihr euch denn so?), diskursiver (also: demokratischer) und nachdenklicher (man muss auch mal schweigen können). Die deutsche Methode führt jedoch dazu, dass nach einem Besuch des Bundespräsidenten in Afghanistan, der die Soldaten aufmuntern sollte, die Beteiligten entweder beleidigt sind oder sich missverstanden fühlen. Gestörte Kommunikation nennt man das. Vielleicht sollte Horst Köhler bei seinem nächsten Besuch den Soldaten einfach zurufen: „Ich glaube, wir können das gewinnen.“ Dann gibt es keine Missverständnisse mehr.

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