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Im Sinne der Gesundheit könnte das Betreuungsgeld an den Body Mass Index gekoppelt werden...

© dapd

Kolumne: Betreuungsgeld: Geld nach Body Mass

Die Politik schachert darum, unter welchen Bedingungen Eltern das Betreuungsgeld bekommen. Für unseren Autor Bernd Matthies ein Beispiel dafür, wie eine schlechte Idee erst richtig verhunzt wird. Wenn schon, dann sollte es ein Elternausgleichsgeld für Kinderlose geben.

Das kommende Betreuungsgeld für junge Eltern müssen wir uns wie ein ziemlich kaputtes Gebäude vorstellen. Durch die Fenster regnet es rein, also geht jemand und nagelt ein paar Bretter davor. Die Kellertreppe wackelt, also wird ein Warnschild aufgestellt und mit Bewegungsmelder klimafreundlich beleuchtet. Währenddessen fliegen oben die Dachziegel weg, und ein Ingenieurbüro berechnet flugs ein Dach mit besserem Neigungswinkel, bevor schließlich Einbrecher unten im Haus die Sparkassenfiliale in die Luft sprengen.

So ähnlich jedenfalls. Allerdings ist das Betreuungsgeld nicht von allein kaputt gegangen, sondern ein Musterbeispiel dafür, wie man eine schlechte politische Idee durch intensives Kompromissieren erst richtig in die Grütze fährt – man sieht richtig vor sich, wie die Sozialingenieure von CDU und CSU unter dem Gesetzentwurf liegen und verzweifelt daran herumlöten, während ihnen das Öl nur so auf den Kittel tropft.

Aktueller Stand: Das Geld wird an Eltern gezahlt, die ihr Kind nicht in die Kita geben, aber nur, wenn sie mit diesem Kind zu den ersten beiden Vorsorgeuntersuchungen gehen und dies dem Amt nachweisen. Und: Das Geld kann nun nicht nur in bar, sondern auch als Zuschuss zur Rente ausgezahlt werden, was noch einen weiteren Zuschuss auslöst.

Sollte es dabei bleiben, ist eine große Chance verpasst. Denn sicher wären auch die Grünen dabei, wenn die Auszahlung des Geldes an die Bedingung geknüpft würde, dass das Kind mit Bio-Kost ernährt und mit Ökostrom erwärmt wird und eventuelle andere Kinder der Familie mit dem Fahrrad zur Schule gebracht werden. Den Linken und der SPD würde es gefallen, wenn der Staat bei hohen Elterneinkommen das Geld nur auszahlt, wenn die Eltern eine Hälfte an eine karitative Einrichtung weiterleiten und die andere für musikalische Früherziehung ausgeben.

Im Sinne der Gesundheit wäre es ferner angebracht, das Elterngeld an den Body-Mass-Index des Kindes zu koppeln und für jeden Punkt über 25 zehn Prozent abzuziehen. Spätestens da ist der Punkt erreicht, an dem Ehepaare, denen der Kinderwunsch aus biologischen Gründen versagt bleibt, Anrecht auf ein Elternausgleichsgeld haben, zumal ja auch sie auf den Kita-Platz verzichten.

Das wird am Ende ziemlich teuer und bürokratisch? Klar. Aber das ist nun mal der Weg, auf dem Deutschland fast alle seine Probleme löst.

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