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Markus Lanz moderiert am Samstag erstmals "Wetten, dass ...?".

© dapd

Kolumne "Ich habe verstanden": Markus Lanz und die Macht der Bilder

Markus Lanz will am Samstag "Wetten, dass...?" moderieren, die erfolgreichste Unterhaltungsshow Europas. Ob ihm das gelingt wird nicht davon abhängen, was er sagt oder wie er fragt.

Ich habe in diesem Jahr schon wieder keinen Fernsehpreis gewonnen, obwohl ich doch irre viel Ahnung habe vom Fernsehen und auch relativ viel Fernsehen schaue, also jedenfalls für einen, der Abitur hat und einen regelmäßigen Job. Wieso die mir also auch in diesem Jahr keinen Preis gegeben haben – das müssen die mal schön mit sich selbst ausmachen.

Verdient hätte ich den Preis allemal, denn mein Dienst am deutschen Fernsehen ist groß und selbstlos, ich nehme das deutsche Fernsehen ernst – wer tut das heutzutage schon noch? Ich schaue nicht weg, sondern hin, Samstagabend wieder, dann moderiert Markus Lanz zum ersten Mal „Wetten, dass...?“, und weil es mich gibt, müssen Sie sich das nicht anschauen, Sie können am Sonntag im Tagesspiegel nachlesen, wie es war, denn ich werde vor dem Fernseher sitzen, von Anfang bis zum Ende, und ich habe nur bis 23 Uhr Zeit um dann einen Text darüber zu schreiben, was ich gesehen habe. Das ist der Job, aber einer muss ihn ja machen, und dafür kriege ich nicht mal einen Preis, nicht mal einen ganz kleinen.

In der Regel bekomme ich für diesen Job böse Kommentare. Geschenkt. Wenn man die Hitze nicht erträgt, hat man in der Küche nichts zu suchen. Ziemlich viel Hitze bekam in den vergangenen Tagen Barack Obama hat, nachdem der angeblich das erste Fernsehduell gegen seinen Herausforderer Mitt Romney verloren haben soll. Das Fernsehduell der Kandidaten ist in den USA eine feste Institution, die Bedeutung ist höher als in Deutschland, wo sich politische Beobachter und Fernsehkritiker darüber einig sind, dass das letzte Fernsehduell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier in seiner Langweiligkeit immer noch seinesgleichen sucht – im kommenden Jahr werden wir dann wohl Angela Merkel und Peer Steinbrück erleben, das verspricht zumindest spannender zu werden.

Für Wahlerfolge allerdings reicht eine gute Figur in einem Fernsehduell nicht aus, jedenfalls nicht in Deutschland. In den USA ist das anderes. Im Jahre 1960 kam es zu dem legendären Fernsehduell zwischen Richard Nixon und John F. Kennedy und nach diesem Duell stand fest, das Kennedy Präsident werden würde. War allen klar, die das im Fernsehen sahen, denn Kennedy strahlte, er wirkte jugendlich, sah gut aus, während Nixon schwitzte, fahrig wirkte, alt. Interessanterweise konnten diese Ansicht diejenigen, die das Duell nicht im Fernsehen sahen, sondern im Radio hören, nicht bestätigen: für die hieß der Sieger des Duells ganz klar Nixon.

Die Macht der Bilder. Darauf muss ein Fernsehkritiker achten, viel mehr noch als auf die Macht des Wortes, deshalb kann man zum Beispiel als Fernsehkritiker zu einem anderen Urteil kommen als ein politischer Korrespondent, wenn man sich so ein TV-Duell anschaut – aber wo liegt denn dann nun eigentlich die Wahrheit? Wahrscheinlich nicht in der Mitte, denn da liegt die Wahrheit ja nie.

Markus Lanz will nicht Bundeskanzler werden, er will nur die erfolgreichste Unterhaltungsshow Europas moderieren, und ob ihm das gelingt wird am Samstagabend nicht davon abhängen, was er sagt, wie er fragt – sondern davon, welche Bilder er schaffen kann: Was wird Lanz anhaben? Wie wird er in der Kulisse wirken? Kann der den ganzen Zirkus im wahrsten Sinne des Wortes zusammenhalten?

Wir werden sehen. Also zumindest ich. Sie müssen sich das nicht antun. Sie können das dann ja am Sonntag nachlesen. Und dann entscheiden, wer einen Fernsehpreis verdient: Markus Lanz oder ich.

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