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Kolumne: Meine Frau, ihr Garten und ich: Die Blume für einen Tag

Immer wieder erstaunlich, was für Universen sich selbst in vergleichsweise kleinen Gärten verbergen können. Universen, von deren Existenz man ja gar keine Ahnung hatte. Neulich zum Beispiel fragte ich meine Frau, was das denn für eine Blume sei, deren Blüten sich da so orange und trompetentrichterförmig entfalten. „Ach das“, sagte sie ohne erkennbaren Enthusiasmus, „das ist die Taglilie.“

Von Andreas Austilat

Man kann es sich denken, warum die so heißt, tatsächlich, weil die einzelne Blüte nur einen Tag durchhält, ungefähr wenigstens. „Aber das macht nichts“, fügte meine Frau hinzu, „die kommt den ganzen Sommer immer wieder.“ Nur einen Tag, und dafür der ganze Aufwand.

Umso erstaunlicher, wie unfassbar viele Freunde die Taglilie, botanisch Hemerocallis, hat. Allein in den USA gibt es 38 000 registrierte Züchter. In China kultiviert man die Pflanze seit tausenden Jahren. Und im Internet landet man schnell auf der Seite von Hemerocallis Europa, der Gesellschaft der Taglilienfreunde. Die kommen jedes Jahr zusammen, diesmal zeigen sie sich nächste Woche in Oldenburg ihre schönsten Blumen. Und die Staudenfreunde besuchen sich sogar gegenseitig in ihren Gärten.

Das freilich wäre für meine Frau nichts, obwohl sie gerne Freunde im Garten hat. Vor allem, wenn die sich lobend über irgendeine ihrer Pflanze äußern. Aber an Taglilien hat sie im Moment kein großes Interesse, mögen sie noch so schön blühen. Ihre volle Aufmerksamkeit gilt einem anderen Thema, das eigentlich meines sein sollte: der Obst- und Gemüseproduktion. Damit ist es ihr ziemlich ernst.

Der Kollege zum Beispiel, der sich neulich kritisch über unsere Tomaten geäußert hat, („viel zu viele, viel zu eng, das wird doch nichts“), den hat sie jetzt auf dem Kieker. Obwohl man zugeben muss, dass unsere Tomaten tatsächlich nicht berühmt geworden sind. Die Buschtomate „Micro Tom“, sehr gut zur Topfkultur geeignet, wie es auf der Samenpackung hieß, die ist so mikroskopisch, die sieht man gar nicht. Unsere ersten Radieschen wiederum, man muss es leider sagen, die waren holzig. Und der Birnbaum fängt auch ziemlich klein an: Sieben Früchte habe ich gezählt.

Umso großartiger der Salat „Babyleaf“ von Gärtner Pötschke, dem Fachversand für Gartenfreude, wie er sich selbst bewirbt. Neulich zum Beispiel waren wir irgendwo eingeladen, und was bringt meine Frau mit? Früher hätte sie vielleicht eine Rose abgeschnitten oder eben eine Taglilie geopfert, ist ja sowieso am nächsten Tag weg. Diesmal brachte sie einen Strauß Pflücksalat mit. Der wurde dann auch gleich verzehrt. Nussiges Aroma, ganz ausgezeichnet, kam sehr gut an. Und das Beste, schneidet man die Blätter ein Stück über dem Boden ab, kommen die immer wieder nach, bis in den Herbst. Da haben wir noch viele schöne Mitbringsel.

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