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Kommentar: Energieversorger zurück zur Kommune

Vattenfall denkt darüber nach, seine Beteiligungen an Regionalversorgern zu verkaufen. Das würde auch die Gasag betreffen. Für Berlin könnte das eine Chance in der Krise sein.

Bisher waren es kleine Meldungen, einzeln kaum der Rede wert. Aber mit der Ankündigung des Stromkonzerns Vattenfall, einen Verkauf seiner Beteiligungen an mehreren Regionalversorgern (darunter der Gasag) zu prüfen, wird klar: Auf dem deutschen Energiemarkt vollzieht sich eine tiefgreifende Wende. Über viele Jahre hatten die „großen Vier“ RWE, Eon, Vattenfall und EnBW jeder Stadt und jedem Kaff das Stadtwerk abgekauft, weil diese kleinen Versorger zwar geringe, aber stabile Renditen abwarfen. Jetzt kehrt sich der Trend um: Die Vier stoßen immer mehr Stadtversorger ab, weil sie Kapital brauchen, um weiter im Konzert der europäischen Konzerne mitzuspielen. Eon machte vor einigen Wochen den Anfang, als der Konzern bestätigte, den Verkauf seines Unternehmens Thüga zu prüfen, in dem rund hundert kommunale Versorger zusammengefasst sind – darunter auch 37 Prozent an Gasag. Der Berliner Gasversorger ist damit doppelt betroffen. Wenn Eon und Vattenfall verkaufen, stünden plötzlich zwei Drittel der Gasag zum Verkauf. Die Kunden können jetzt nur hoffen, dass kein anonymer Finanzinvestor zuschlägt. Der würde den Ruf nach transparenter und fairer Preispolitik im Zweifel noch weniger hören. Jetzt schlägt die Stunde der Kommunen: Sie sollten prüfen, ob sie nicht einzelne Versorger zurückkaufen können. In der Finanzkrise dürften die billiger zu haben sein als noch vor zwei Jahren. Das wäre – auch für Berlin – eine Chance in der Krise. kph

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