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Kommentar: Kleines Schild, großer Schritt

In keinem anderen Bundesland gibt es die Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Die ist überfällig, damit der Polizist zum Partner im Gespräch mit den Bürgern werden kann.

Namen oder Nummer – ab Montag bricht für Berlins Polizisten eine neue Zeit an. Auch für Deutschland, denn in keinem anderen Bundesland gibt es eine Kennzeichnungspflicht. Der Berliner Kontaktbereichsbeamte wird nun einen Namen tragen – oder nicht. Denn die Uniformierten können immer noch wählen, ob sie stattdessen ihre Dienstnummer zeigen. So lautet der Kompromiss, den der darüber in den Ruhestand gegangene Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch gegen den anhaltenden Widerstand des Personalrats erkämpfte.

Statt eines anonymen Gegenübers wird der Polizist künftig ein Partner im Gespräch mit den Bürgern sein. Überfällig ist das längst. Offenbar glauben auch viele Polizisten, dass dies einer mündigen Demokratie gut ansteht: Jeder zweite Beamte trägt das Schild schon freiwillig. Für die Warnung der Gewerkschaft, durch eine Kennzeichnung seien Beamte im Privatleben gefährdet, gibt es keine Hinweise, zumal Spezialeinsatzkräfte von der Kennzeichnung ausgenommen sind.

Der Ernstfall kommt noch. Schilder am Kampfanzug der bei Demonstrationen eingesetzten Einheiten wird es erst im Herbst geben. Opfern gelang es in der Vergangenheit häufig nicht, „Prügelbullen“ zu identifizieren – und deren Kollegen hatten nichts gesehen. Eine kleines Schild, ein großer Schritt – das zivilisiert und beugt jedem Korpsgeist vor.

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