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Kommentar: Zeit ist reif

Der kurdische Rebellenchef Abdullah Öcalan kündigt einen Plan zur Beilegung des blutigen Kurdenkonflikts an. Die türkische Regierung in Ankara arbeitet ebenfalls an einem Plan, und auch die türkische Öffentlichkeit steht einer Lösung aufgeschlossen gegenüber.

Die Zeit zur Beendigung eines 25-jährigen Konflikts mit rund 40.000 Toten ist reif. Was noch wichtiger ist: Alle Beteiligten scheinen das begriffen zu haben.

Öcalans PKK hat erkannt, dass sie sich nicht auf unbegrenzte Zeit im Nordirak vor den Türken verstecken kann. Die nordirakischen Kurden suchen mit Blick auf den anstehenden Abzug der US-Truppen ein besseres Verhältnis zum großen Nachbarn Türkei. Für die PKK wird deshalb bald kein Platz mehr sein in der Region. Öcalan selbst ist nach zehn Jahren Haft vor allem an seinem Platz in den Geschichtsbüchern interessiert.

In der Türkei haben viele Menschen nach einem Vierteljahrhundert voller Anschläge, Gefechte, Bomben und Schießereien den Kurdenkonflikt einfach satt: Sie wollen eine Lösung. Kein türkischer Politiker hat das früher und besser erkannt als Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Derselbe Regierungschef, der noch vor Monaten mit nationalistischen Parolen auf Stimmefang ging, setzte sich flugs an die Spitze der Bewegung, die für eine demokratische Lösung der Kurdenfrage plädiert. Nach Ansicht von Meinungsforschern kann Erdogan darauf hoffen, vom Wähler dafür belohnt zu werden.

Nun kommt es darauf an, aus Ankündigungen und Plänen konkrete Entscheidungen zu machen. Erdogan hat angekündigt, vor Jahresende einen Entwurf auf die Beine zu stellen. Öcalan will noch in dieser Woche eine "Road Map" vorstellen. Wenn Ankara die günstige Gelegenheit nicht verstreichen lässt, kann die Türkei durch die Lösung des Kurdenkonflikts einen gewaltigen Sprung nach vorne machen.

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