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Meinung: Wie wir perfekte Europäer werden

Wenn alle so entsetzt dreinschauen dieser Tage, liegt das nicht an steigenden Rentenbeiträgen, explodierenden Benzinpreisen oder anderen Finanzkatastrophen. Sondern daran, dass die EU uns bald die letzte Möglichkeit nehmen will, mit diesen Katastrophen irgendwie zurechtzukommen.

Wenn alle so entsetzt dreinschauen dieser Tage, liegt das nicht an steigenden Rentenbeiträgen, explodierenden Benzinpreisen oder anderen Finanzkatastrophen. Sondern daran, dass die EU uns bald die letzte Möglichkeit nehmen will, mit diesen Katastrophen irgendwie zurechtzukommen. Der Dispokredit soll weg! Denn er verführt uns Dödel angeblich zum Schuldenmachen: Wir kaufen die neue Wohnzimmergarnitur, obwohl doch schon drei im Zimmer stehen, wir lassen alljährlich den neuen Benz kommen, obwohl das Geld nicht mal für den Sprit reicht. Generell gesehen kurbeln wir mit dem Dispo zwar die malade Wirtschaft an, aber das kann nun kein Argument mehr sein. Denn der perfekte Europäer macht sowas nicht. Er raucht nicht, trinkt nur mehrfach getestetes Mineralwasser, verschmäht Eier von unglücklichen Hühnern, überprüft täglich Mehrwegquote und Kohlendioxidausstoß, und bei „Überziehen“ denkt er ausschließlich an die AidsProphylaxe. Fremdes Geld kann er dann sowieso nicht mehr ausgeben, weil er einfach keine Zeit dazu hat. Insofern sind die neuen EU-Kreditrichtlinien eine Art Öko-Siegel fürs Bankkonto; ja, Frau Künast, unsere große Beschützerin, hat auch schon gesagt, dass sie das ganz richtig findet. Herrliche Zeiten! Äh: Brauchen Sie eventuell drei Wohnzimmergarnituren?

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