zum Hauptinhalt

Meinung: Konservierte DDR

Debatte Denkmalschutz für DDR-Bauten Über die Gestaltung der Berliner Mitte ist gegenwärtig eine heftige Diskussion entbrannt. Einig ist man sich darin, dass der zentrale Bereich zwischen Alexanderplatz und Spree nicht so bleiben kann wie er ist.

Debatte Denkmalschutz für DDR-Bauten

Über die Gestaltung der Berliner Mitte ist gegenwärtig eine heftige Diskussion entbrannt. Einig ist man sich darin, dass der zentrale Bereich zwischen Alexanderplatz und Spree nicht so bleiben kann wie er ist. Insofern sollten alle Bestrebungen, die dortigen DDR-Bauten unter Schutz zu stellen, zurückgestellt werden, bis für diesen Bereich eine Gesamtkonzeption gefunden ist. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man erkennt, dass die DDR-Bauten schon aus ästhetischen Gründen nicht denkmalfähig sind oder sich nicht an Vorgängerbauten, deren eventueller Rekonstruktion sie im Wege stehen, messen lassen.

Man sollte nicht vergessen, dass die Inbesitznahme des Zentrums durch das DDR-Regime einen starken symbolischen Charakter hatte. Das Haupthindernis für die Umgestaltung der Berliner Mitte war das private Eigentum. Durch das Aufbaugesetz wurde diese Schranke beseitigt. Am selben Tag im September 1950, als dieses Gesetz in Kraft trat, begann man nicht zufällig mit dem Abriss des Stadtschlosses. Erst in den 60er Jahren wurde die sozialistische Hauptstadt, die Abbild einer neuen Gesellschaft sein sollte, geschaffen. Bis auf die Marienkirche und das Rote Rathaus wurde alles, was den Krieg überlebt hatte, radikal abgerissen. Die Unterschutzstellung der DDR-Bauten wäre eine späte Referenz an den DDR-Staat.

Dr. Heynert, Berlin-Zehlendorf

Manche Sätze erwecken den Eindruck, dass die DDR letztlich doch ein prima Staat war. Dieser Eindruck muss korrigiert werden. Gegen den geplanten Abbruch möglichst vieler Altbauten vor Gründung der DDR konnten sich die Bürger nicht einmal juristisch wehren. Über die Schattenseiten der Baupolitik der SED verliert Lothar Heinke kein Wort. Ich bin gegen einen Erhalt der 60er und 70er Jahre Bausünden um den Alexanderplatz.

Torsten Kopp, Wiesbaden

Ich teile die Aussagen im Beitrag „Mein Alex, meine Liebe“ nicht. Zur Erinnerung: Nach 1945 hätten nicht wenige Bauten aus der Zeit vor 1933 – trotz Kriegszerstörungen – gerettet werden können. Die Rücksichtslosigkeit gegenüber der Stadtgeschichte vor 1914,1933 in der Ära der Kahlschlagsanierung, die Sprengung und der Abriss auch intakter Bauten verhinderte einen Wiederaufbau. Meiner Auffassung nach sind die gelobten klugen Planer der aufgelockerten, autogerechten Stadt für einen weiträumigen Verlust von städtischer Sensibilität verantwortlich. Warum soll diese Stadtzerstörung konserviert werden? Ein Erhalt der Megastrukturen verhindert eine Rehabilitierung kleinteiliger, nutzungsgemischter Quartiere. Eine Neugestaltung könnte die Lebensqualität, Alltagstauglichkeit der Plätze deutlich verbessern. Welches Geschichtsverständnis meint der Autor vertreten zu müssen, wenn er schreibt „ ...eines Landes, in dem Millionen Brüder und Schwestern für ein besseres Dasein gerackert haben“. Warum sind im Herbst 1989 die deutschen, demokratischen Reformer, die Menschen der DDR auf die Straßen gegangen? Warum soll der Machtanspruch einer gescheiterten Ideologie ungeachtet aller negativen Erfahrungen auch zukünftig jede intelligente Neuplanung der Hauptstadt blockieren. Es ist höchste Zeit eine längst überholte Denkmalideologie „Was weg ist, ist weg“, die bis heute meint, mit o.g. Satz für die in der NS-Zeit und auch im Stalinismus bewusst flächendeckend zerstörte Baukultur nichts übrig haben zu müssen, zu überwinden.

Markus Erich-Delattre, Hamburg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false