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Bundestrainerin Silvia Neid hat Fehler gemacht.

© dapd

Kontrapunkt: Man muss Löw heißen, um Neid zu verstehen

Es stimmt, Silvia Neid konnte den Ball nicht selbst ins Tor schießen, sagt Stephan-Andreas Casdorff. Aber die Bundestrainerin hat Fehler gemacht. Genau wie Joachim Löw.

Und jetzt kommt’s: eine Berichtigung. Am Anfang der Frauen-WM habe ich mal angeregt, Silvia Neid den Job von Joachim Löw machen zu lassen. Nicht lange, aber mal gucken, ob sie nicht Manns genug dafür wäre. So erfolgreich, wie das deutsche Team über Jahre und in der Vorbereitung war. Vorbereitungs-Weltmeister, sozusagen. Tja, aber die Wahrheit ist auf'm Platz, Rundes muss in Eckiges, und so gesehen war das nichts, sorry, Neid hat den Druck in der Heimat auch nicht ausgehalten.

Richtig bleibt: Sie redet nicht drum herum. Sie ist hart gegen ihre eigene Mannschaft, ihre Analysen waren sogar hammerhart, klar, ohne Umwege. So direkt zum Tor, wie es die Spielerinnen nicht fanden. Ihre Taktik war in den Vorrundenspielen gut, und, wie sie zutreffend sagte: Sie konnte den Ball auch nicht selbst ins Tor schießen, zum Beispiel gegen Kanada. Wer weiß, wie die ganze Sache weitergegangen wäre, wenn die Frauen fünf Tore zum Turnierbeginn gemacht hätten, so viele waren mindestens drin.

Aber als sie dann eine Elf gefunden hatte, die gegen Frankreich so etwas Ähnliches wie modernen Fußball spielte, hat Neid sie wieder auseinander gerissen. Und sie selbst hatte doch noch erklärt, zufriedener gewesen zu sein. Never change a winning team – wenigstens hätte sie gegen Japan mit dem anfangen können.

Richtig ist auch: Neid hat immer gewarnt. Der Weltranglistenzweite, Deutschland, gegen den Weltranglistenvierten, Japan, da ist kein großer Unterschied. Die Einstellung war okay, die Aufstellung eine Überraschung – und keine Überraschung mehr, dass die deutschen Frauen kein spielerisches Mittel gegen die Japanerinnen, die kleinen, fanden. Dass sie dann  Birgit Prinz nicht gebracht hat zu Beginn der Verlängerung, um ein bisschen Angst zu verbreiten, nicht früher Alex Popp, und auch nicht Lira Bajramaj: Man muss schon Löw heißen, um das zu verstehen. Neid wirkte später weiter ziemlich halsstarrig, und insofern wäre das auch keine Verbesserung fürs Männer-Team.

Kein Wort von ihr zu eigenen Fehlern, nur Sarkasmus, das ist nicht gut. Das tut dem Image des Frauenfußballs nicht gut, und der Mannschaft auch nicht. Für die Mischung ist der Trainer/die Trainerin verantwortlich, für die richtigen Ein- und Auswechslungen auch. Und, besonders: Fürs richtige Reagieren auf die gegnerische Taktik. Wenn’s nicht aufgeht, was man sich überlegt hat, muss man es ändern, schnell. Hat Neid aber nicht, und das ist ein Fehler wie der von Löw im Spiel gegen Spanien im WM-Halbfinale; Schlüsselspiele alle beide, in denen sich die Klasse von Mannschaften und Trainern zeigt. Nur als Beispiele: Der französische Nationaltrainer hat im Spiel gegen England umgestellt und das Glück damit erzwungen; der japanische im Match gegen die Deutschen auch, nur hat die deutsche Bank es wohl nicht mitbekommen.

Solche Spiele, solche Möglichkeiten kommen so schnell nicht wieder. Daheim Weltmeister werden, in Südafrika Weltmeister werden, beides war möglich. Vorbei, aber nicht vergessen. Den beiden Trainern auch nicht. Sorry. Ich werde jetzt aber lieber keine anderen vorschlagen. Auch nicht Birgit Prinz.

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