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Geert Wilders.

© dpa

Kontrapunkt: Wilders in Berlin: Reklame durch die Reklamierer

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders will am Sonnabend in Berlin auftreten. Das Bündnis "Rechtspopulisten stoppen" will das verhindern. Die Bundesregierung will am liebsten mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.

Geert Wilders kann nicht von Bundeskanzlerin und Bundespräsident aus dem Vorstand der Bundesbank gedrängt werden, weil er da gar nicht erst nicht drin ist, und auch die SPD kann ihn nicht rauswerfen, weil er kein Sozialdemokrat ist, sondern Vorsitzender der niederländischen Partei für die Freiheit. Wilders will am Sonnabend in Berlin bei einer geschlossenen Veranstaltung auftreten, irgendwo, der Ort wird noch geheim gehalten.

Wilders ist einer der am meisten gefährdeten Politiker Europas. Freiheit, wie Wilders sie meint, bedeutet Freiheit von der EU-Bürokratie, Freiheit von linksliberaler Politik, Freiheit vom islamischen Terror, und, was ihn persönlich betrifft, auch Freiheit von Personenschützern, von einer kugelsicheren Weste, von Todesdrohungen, nicht zuletzt Freiheit vom Zwang, aus Sicherheitsgründen jeden Abend an einem anderen Ort zu übernachten. Was die Reisefreiheit betrifft, ist die Sache nicht so klar.

Wilders möchte den Zuzug nach Holland drastisch einschränken; er sieht das Land bedroht durch angebliche Bestrebungen von Islamisten, unter Berufung auf den Koran die Macht zu übernehmen, in Holland, in Europa, in den USA, auf der ganzen Welt. Er hat entsprechende Ankündigungen von islamischen Predigern in seinen umstrittenen Kurzfilm "Fitna" montiert.

Wilders gilt als Rechtspopulist, weshalb es sich in Berlin das Bündnis "Rechtspopulisten stoppen" zum Ziel gesetzt hat, ihn erst gar nicht starten zu lassen. Das Bündnis, das von Sozialdemokraten, Grünen, Linken und Gewerkschaftern getragen wird, fordert von der Bundesregierung, Wilders die Einreise zu verwehren. Das hatten bereits die Engländer vor ein paar Jahren schon einmal gemacht, allerdings wurde das Verbot später vom Gericht gekippt. Die Bundesregierung will am liebsten mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun haben, sie ist, so gesehen, für das Bündnis nicht hilfreich.

Also werden die Aktivisten alles mögliche tun, um Wilders in Berlin aufzuspüren, seine Veranstaltung zu sprengen und ganz im Sinne wehrhafter Demokraten irgendwelcher Anfänge wehren. Politisch ist das ziemlich fragwürdig, zum einen, was die Freiheit der Rede betrifft, zumal in geschlossenen Räumen, zum anderen, weil es Wilders Epigonen hier zu Lande eine größere Bedeutung gibt, als sie haben - Reklame durch die Reklamierer. Zudem ist es doch seltsam, warum das Bündnis in dieser Massivität nicht zuweilen - nach hektischer Recherche und Mobilisierung - auch dort auftaucht, wo Hassprediger allen Ungläubigen, also nicht nur Wilders, sondern auch ihnen, den Tod wünschen, sei es in Hinterzimmern, sei es, zum Beispiel beim Israel feindlichen Al-Quds-Tag auf offener Straße.

Die Autoren von Kontrapunkt: Montags schreibt Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff. Dienstags kommentiert Meinungschef Malte Lehming. Mittwochs analysiert Tissy Bruns insbesondere das politische Geschehen. Donnerstags schreibt Chefredakteur Lorenz Maroldt und freitags Wirtschaftsexperte Harald Schumann.

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