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Meinung: Konzepthandball deutscher Prägung

„Chronik eines Niedergangs“ vom 12. Januar Vielen Dank für die überzeugende Analyse des Niedergangs der deutschen Handballer.

„Chronik eines Niedergangs“

vom 12. Januar

Vielen Dank für die überzeugende Analyse des Niedergangs der deutschen Handballer. Dieser würde ich nur in einem wesentlichen Punkt widersprechen. Die Behauptung, Ex-Bundestrainer Heiner Brand habe „schon vor Jahren auf unzeitgemäße Trainingsmethodik“ hingewiesen, ist absurd. Schließlich war er es, der maßgeblich für die DHB-Rahmenkonzeption verantwortlich war. Nach dem WM-Gewinn 2007 ist es unter seiner Führung versäumt worden, Spieler auf Weltniveau zu entwickeln.

Während sich alle führenden Handballnationen (Frankreich, Kroatien, Dänemark, Spanien) auf die Schulung individueller Stärken der Spieler fokussieren, wurde hierzulande auf den guten alten Konzepthandball deutscher Prägung gesetzt. Also Spielzüge bis zum Abwinken pauken – mit dem Resultat, dass den durchaus talentierten Akteuren weitgehend die Freiräume genommen wurden und damit die Fähigkeit

abhanden kam, unter Stress und Zeitdruck die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Konsequenz sieht man heute, bei den schematischen Auftritten der Nationalmannschaft, die von ausländischen Spitzentrainern leicht zu durchschauen sind.

Erst jetzt scheint beim DHB langsam ein Umdenken einzusetzen und die individuelle Ausbildung rückt wieder in den Vordergrund, auch dank des erfolgreichen Berliner Modells in der Nachwuchsförderung.

Ferner kann man Handball zu Zeiten von Vlado Stenzel oder Andreas Thiel nicht mit dem heutigen Spiel vergleich, was u. a. in der gewachsenen Breite der Weltspitze liegt. Seinerzeit gab es drei, vier ernsthafte Konkurrenten um die Medaillenplätze. Heute sind es zehn. Der Grat zwischen Halbfinale und zweistelliger Platzierung ist schmal.

Natürlich sprengt es den Rahmen eines Tageszeitungsartikels, alle Gründe für den Absturz der deutschen Handballer aufzuführen. Einige wichtige haben sie genannt, andere werden bei den Verantwortlichen kontrovers diskutiert. Die Experten sind sich jedoch einig, dass die vom neuen DHB-Präsidium beschlossenen Maßnahmen allenfalls erste Schritte für eine grundlegende Trendwende sein können. Gelingt diese nicht schnellstens, müssen wir Deutschen wohl noch öfter draußen bleiben.

Ronald Battistini, Handball-Experte, ehemaliger Chefredakteur (1994–2013)

des Berliner Fachmagazins

„Handball in und um Berlin“ (HiB)

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