zum Hauptinhalt

Meinung: Kopfnüsse

In Zeiten, da das Schauspiel sich kalt, streng und analytisch gibt, ist die Oper der letzte Ort des Theatralischen. Nirgendwo wird so dramatisch geliebt, gestorben, intrigiert, vielleicht noch im Kino.

In Zeiten, da das Schauspiel sich kalt, streng und analytisch gibt, ist die Oper der letzte Ort des Theatralischen. Nirgendwo wird so dramatisch geliebt, gestorben, intrigiert, vielleicht noch im Kino. So hat man es in Berlin erlebt mit globaler Resonanz und lokalem Schaden: erst Riesenaufregung um Terrordrohung und Kunstfreiheit, um Courage oder Feigheit der politisch und künstlerisch Verantwortlichen. Und nun, ganz klassisch, sind wir so klug als wie zuvor: Die abgesetzte „Idomeneo“-Inszenierung mit den abgeschlagenen Häuptern der Religionsstifter soll noch in diesem Jahr wieder an der Deutschen Oper gezeigt werden. Zwei Aufführungen, notfalls mit Polizeischutz. Darauf haben sich Intendantin Kirsten Harms, Regisseur Hans Neuenfels und die Sicherheitsbehörden geeinigt. Großartig! Warum nicht gleich so? Doch waren die Chaostage mit Mozart vielleicht nicht nur ein Hysterienspiel. Der Fall „Idomeneo“ hat gezeigt, wie bescheiden die Kommunikation zwischen Opernstiftung, einem ihrer Häuser, diversen Senatsstellen und dem Landeskriminalamt funktioniert. Wie dünn die Oberfläche ist, auf der unser freier, zivilisierter Kulturbetrieb agiert. Alle fassen sich an den Kopf: Ja, er ist noch dran. R. S.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false