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Meinung: Koppelgeschäft

Die Nato will deutsche Tornados für Afghanistan – das kommt Berlin nicht ungelegen

Von Hans Monath

Im Kampf des Westens gegen islamistische Gotteskrieger hat der Einsatz von Flugzeugen mehr als nur militärische Bedeutung. Das teure, mit Hochtechnologie vollgestopfte Gerät, über das kein Taliban verfügt, verkörpert die Überlegenheit der Gesellschaften, die verhindern wollen, dass Afghanistan wieder zum Schutzraum von Terroristen wird. Doch während die Angreifer so gefährlich sind, weil sie ihr Leben jederzeit gerne opfern, geraten demokratische Minister unter Druck, wenn ihre Soldaten im Kampf getötet werden.

Nirgendwo können westliche Soldaten dem Gegner mehr schaden und sind geringerer Gefahr ausgesetzt als in einem Kampfflugzeug. Genau um diese Überlegung geht es, wenn die Bundesregierung jetzt entscheiden muss, ob sie der Nato-Bitte nachkommt und sechs Aufklärungstornados nach Afghanistan schickt. Offiziell wird überlegt. Tatsächlich spricht alles für ein Ja. Denn mit einem neuen militärischen Angebot lässt sich ein Koppelgeschäft abschließen.

Seit dem Sommer waren die Rufe der Verbündeten nach deutschen Bodentruppen für den hart umkämpften Süden Afghanistans lauter geworden. Dort müssen viele kanadische, britische und US-Soldaten ihr Leben lassen. Es ist unklar, ob Berlin sich die jüngste Anfrage gewünscht hat. Klar ist, dass sie auf die neue militärische Leistung verweisen kann, wenn sie künftige Anfragen nach Kampftruppen abwehrt.

Noch zögert die Regierung, wie sie den Bundestag befassen will und ob das bestehende Mandat ergänzt werden muss. Es erlaubt befristete Einsätze auch im Süden. Das Kabinett würde künftige Auslandsmissionen erschweren, wenn es sich in dieser Frage kleinlich zeigt. Denn es geht nicht nur um eine militärtechnische, sondern um eine hochpolitische Frage.

Wie unmittelbar dann die Verwicklung der Deutschen in den Kampf im Süden ist, der manchem in Berlin falsch geführt scheint, sollte der Bundestag genau wissen. Parlamentsunterstützung hilft jeder Regierung. Franz Josef Jung aber hat sie besonders nötig. Der Verteidigungsminister ist oft so ungeschickt, dass Kritik an ihm selbst dann überzeugend klingt, wenn er wie nun in der Tornadofrage keine Fehler gemacht hat.

Die Befreiung Afghanistans gelang vor fünf Jahren vor allem mit dem massiven Einsatz von US- Bombern. Heute indes können die Fähigkeiten der modernsten Kampfflugzeuge zur dauerhaften Stabilisierung des Landes nur wenig beitragen. Das Ja zu den Tornados fällt der Regierung auch deshalb leichter, weil die Nato sich bei ihrem letzten Gipfel in Riga zum Grundsatz bekannt hat, dass der Aufbau der afghanischen Gesellschaft entscheidend ist. Jetzt muss sie nur noch danach handeln.

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