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© AFP

Kostas Karamanlis: „Es war mein Fehler“

Ein Regierungschef und sein Mea Culpa: Der griechische Ministerpräsident will nun mit den Dialog mit der Jugend suchen.

Der griechische Ministerpräsident zeigt Reue. Unter dem Eindruck miserabler Umfragewerte und eines massiven Vertrauensverlustes in der Bevölkerung sprach Kostas Karamanlis am Dienstag von „Fehlern“ und „Versäumnissen“.

Der Premier äußerte auch Verständnis für die Sorgen der Jugendlichen, die seit Tagen mit friedlichen Demonstrationen in Athen und anderen Städten gegen die Missstände im Erziehungswesen und mangelnde Berufschancen protestieren. Seine Regierung werde den Dialog mit der Jugend suchen, vor allem in der Bildungspolitik, versprach der 52-jährige Vater zweier Kinder.

Bei der Sonntagsfrage liegen die oppositionellen Sozialisten seit Monaten mit bis zu fünf Prozentpunkten vor den Konservativen von Karamanlis’ Nea Dimokratia. Man täte dem griechischen Premier aber Unrecht, wenn man seine Selbstkritik nur als Reaktion auf die schlechten Umfragewerte sieht. Vorwerfen kann man dem Athener Regierungschef, der seit März 2004 im Amt ist, aber, erst jetzt Fehler und Versäumnisse zu erkennen, die längst offensichtlich waren.

Hätte Karamanlis die Reform des Bildungswesens, das immer mehr Arbeitslose produziert, gleich zu Beginn seiner Amtszeit in Angriff genommen, hätte er Vetternwirtschaft und Korruption entschlossener bekämpft, wäre es vielleicht nicht zu diesen Unruhen gekommen. Hätte er in den wachstumsstarken Jahren strukturelle Defizite reduziert und Schulden abgebaut statt Zehntausende weitere Staatsdiener einzustellen, hätte er früher die Milliardenverluste maroder Staatsbetriebe eingedämmt, wäre Griechenland heute besser gegen die heraufziehende globale Rezession gefeit.

Hätte, wäre … Es ist das alte Lied: Der konfliktscheue Zauderer Karamanlis agiert zu zögerlich und reagiert zu spät. Jetzt steckt nicht nur seine Regierung in einem Stimmungstief. Das ganze Land gerät in einen gefährlichen Strudel der Krisen und Skandale. Inzwischen sind laut Umfrage sieben von zehn Befragten unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Regierung.

„Ich habe selbst die Skandale der letzten Jahre unterschätzt. Es war mein Fehler“, sagte Karamanlis nun und zeigte auch Verständnis dafür, dass die Bürger „gekränkt“ seien. Doch besonders beeindruckt hat Karamanlis’ Reue-Bekenntnis die Schüler und Studenten des Landes offenbar nicht: Etwa 600 Schulen und Universitätsinstitute in ganz Griechenland sind bereits von Demonstranten besetzt.

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