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Meinung: Krämer ohne Seele

Von Axel Vornbäumen

Eines ist sicher: Keiner beherrscht die Rollenprosa in Gerhard Schröders rotgrüner Truppe so aus dem Effeff wie Hans Eichel, ganz egal, wie katastrophal es gerade aussieht auf der Welt. Dieser Tage hat der notorisch klamme Kassenwart im Kabinett auf das entsprechende Stichwort hin wieder den Finger gehoben. Die vom Kanzler zugesagten 500 Millionen Euro Fluthilfe für Südasien seien schön, doch, doch. Noch schöner sei es aber, wenn darin der ebenfalls angebotene Schuldenerlass für die vom Tsunami betroffenen Länder enthalten sei. So schnurrt zusammen, was eben noch imposant aussah. Und im Idealfall spart eine Krämerseele ein hübsches Millionensümmchen. Eisern, Hans!

Nur – passt diese Haltung eigentlich zum Impetus des Tandems Schröder/Fischer? Das gerade die Weltinnenpolitik für sich entdeckt hat, fürs Erste durchaus mit glaubhaften Spurenelementen jener Empathie, die einst Willy Brandt angemahnt hat für das globale Miteinander? Nein, sie passt nicht. Nicht zu Rot-Grün, nicht zu Deutschlands neuer Rolle. Zwar ist der Streit um das liebe Hilfsgeld vorerst noch einmal vertagt, weil auch Indonesien am Donnerstag auf den angebotenen Schuldenerlass verzichtet hat. Das Land, so viel zu den Dimensionen, steht mit 1,6 Milliarden Euro bei den Deutschen in der Kreide, dieses Jahr werden 442 Millionen fällig. Doch die Wiedervorlage kommt schon bald. Spätestens dann, wenn klar ist, wer wie viel wofür braucht, muss klar sein, dass man auch zu den Zusagen steht, die man im Überschwang der ersten Gefühle gemacht hat. Der Kanzler steht im Wort. Bei den Flutopfern und bei sich selbst.

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