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Wladimir Putin in Sotschi.

© dpa

Krim-Krise: Nicht bis zum Letzten

Sanktionen und Warnsignale sollen Putin einschüchtern, gewonnen wird damit jedoch nichts. Schlüssel könnte ein G8-Treffen bieten, mit der Frau, die alle Männer kleinkriegt: Angela Merkel.

Was die G7, die sogenannten Großen, ohne Russland, im Moment betreiben, ist zumindest in Teilen atemberaubend – in seiner Naivität. Als wüsste einer wie Wladimir Putin nicht, dass Europa als Ganzes keine harten Sanktionen verhängen wird, solche, die Russland wirtschaftlich und finanziell strangulieren könnten. Die City of London, die so lukrative Geschäfte mit Russen macht, wird das zu verhindern wissen. Und beileibe nicht nur die.

Zu viel hängt dran, überall. Allein 76 Milliarden Euro bilaterales Handelsvolumen zwischen Russland und Deutschland, 300 000 Arbeitsplätze in Deutschland, 20 Milliarden Euro Investitionen in Russland – wer will das gefährden? Keiner. Und Putin weiß das. Er, der Ex-KGB-Agent, ganz bestimmt.

Die USA schicken sechs weitere Kampfflugzeuge nach Polen. Als Signal. Was soll das für eines sein? Moskau, Putin an der Spitze, wird das als rein militärischer Akt nicht beeindrucken – es wird ihn höchstens weiter in die Isolationshaltung treiben. Was ist damit gewonnen? Nichts.

Oder die Unterstützung der Ukraine. In dieser Verfasstheit? Wo doch fraglos jeder sehen kann, dass auf dem Maidan nicht nur die guten Menschen protestieren. Antisemiten, Nationalisten, rechte Umstürzler, alle sind sie auch im Land unterwegs; und wer weiß, welche Scharfmacher noch alle Scharfschützen verdingt haben.

Oder diese Vergleiche mit der Zeit 1938, die mit Hitler. Erstens: Nichts ist mit Hitler zu vergleichen, nichts. Zweitens: 1938 hätten die Staaten der Demokratie noch militärisch für das eintreten können, was sie für richtig hielten, sie hatten die Mittel dazu – heute nicht, nicht militärisch. Atomwaffen! Schon vergessen? Da verbietet sich ein Angriff auf Russland. Das wäre wirklich Wahnsinn. Hinzu kommt, aber das nur am Rande, dass ja keiner der Staaten heute alles einsetzen, bis zum Letzten gehen würde.

Da reden stattdessen Leute mal eben so von Sanktionen, die keine Ahnung davon haben, ob sie nutzen oder schaden. Da reden Leute, von denen sich die meisten scheuen würden, mit Putin Aug’ in Aug’ zu verhandeln. Denn das wäre es doch: den G-8-Gipfel in Sotschi nicht abzusagen oder auszusetzen oder unter Vorbehalt zu setzen, sondern hinzufahren, jetzt erst recht. In Sotschi dem Kremlchef zu sagen, was man denkt. Sie wären doch zu siebt und er allein!

Aufstand der Eliten

Was sie ihm sagen sollten? Was er sonst nicht direkt zu hören bekommt: Kurzfristig kriegen wir dich vielleicht nicht, aber auf mittlere Sicht. Unterstützen wir deine Gegner, und in einem Jahr haben wir dich. Du bekommst deinen eigenen Maidan. Denn das ist es, was der Kremlchef fürchten sollte: einen Aufruhr im eigenen Land, den Aufstand der Eliten und der anderen und der Oligarchen gegen ihn.

Kommt Hochmut vor dem Fall?

Und wenn ihm das dann Angela Merkel sagen würde, die Dauer- Kanzlerin des Landes, das Russland wegen seiner wirtschaftlichen Stärke wirklich ernst nimmt – dann … am besten auf Russisch. Mit dem Satz, den er auf Deutsch einmal gesagt hat: „Nicht hochmütig werden.“ Die Frau, die schon andere Männer kleingekriegt hat. Putin weiß das. Er kennt sie doch.

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