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Meinung: Kugeln des Anstoßes

Zur Debatte über die Wirksamkeit von Homöopathie Mit Verve stürzt sich der Tagesspiegel in die erste Sommerloch-Debatte dieses Jahres. Gleich vier Artikel in zwei Tagen singen das hohe Lied der Schulmedizin als "nachweisbar wirksam" und denunzieren die Homöopathie als "Scheinbehandlung".

Zur Debatte über die Wirksamkeit von Homöopathie

Mit Verve stürzt sich der Tagesspiegel in die erste Sommerloch-Debatte dieses Jahres. Gleich vier Artikel in zwei Tagen singen das hohe Lied der Schulmedizin als "nachweisbar wirksam" und denunzieren die Homöopathie als "Scheinbehandlung". Den aufklärerischen Impetus ihrer Autoren in allen Ehren, aber hier wäre das sonst beim Tagesspiegel übliche abwägende Einerseits-Anderseits wohl doch angemessener gewesen. Die Homöopathie erzielt, das ist unbestreitbar, viele Heilerfolge. Wenn die Schulmedizin diese mit ihrem Instrumentarium und ihren Methoden nicht zu erklären vermag, so sagt das weniger über die Qualität der Homöopathie als über den Stand der Schulmedizin aus. Deren bislang schon eingeräumte Irrtümer sind nämlich Legion, und natürlich kann niemand garantieren, dass jetzt alles richtig ist, was sie tut und meint. Die Geschichte der Medizin aller Richtungen bildet eine lange Kette von "trial and error", und deswegen stünde ein wenig mehr Bescheidenheit allen ihren Protagonisten, auch den journalistischen, gut zu Gesicht. Dies gilt nicht zuletzt deswegen, weil der Krieg zwischen den verschiedenen Schulen und Lagern das für den Heilerfolg so wichtige Vertrauen der Patienten untergräbt – und weil der Mensch eben doch keine Maschine ist, und somit niemand, weder Homöopath, noch Schulmediziner, zu gewährleisten vermag, dass das, was er rät, auch wirklich anschlägt.

Dr. Paul von Kodolitsch,

Berlin-Wilmersdorf

Ob es wohl ein Zufall ist, dass die Angriffe auf die Homöopathie in den Sommerferien stattfinden, wo viele Homöopathen im Urlaub sind und sich deshalb nicht gegen diese Kampagne wehren können? Irgendwie kann ich das nicht glauben. Die Argumentation der Gegner dieser Art der „Medizin“ steht auf so tönernen Füßen, dass sie sonst vielleicht gar keine Chance hätte, die Leser zu beeinflussen. Homöopathen an den Pranger zu stellen und ihre Arbeit als „Scheinbehandlung“ zu disqualifizieren, ist kurzsichtig und unglaublich überheblich. Menschen, die im Leben nur das glauben, was sie sehen und anfassen können, tun mir leid!

Marion Großkortenhaus,

Berlin-Tempelhof

„Homöopathie / Zuckerpille oder Zahnersatz“ von Kai Kupferschmidt vom 13. Juli

Der Artikel hat mir ausnehmend gut gefallen. Er war ausgewogen und kommt zu dem klaren Schluss, dass die Homöopathie eine Scheinbehandlung darstellt. Seit vielen Jahren arbeite ich ehrenamtlich in Ländern der sogenannten Dritten Welt, vorzugsweise in Slums. Jeden Tag bin ich dann dankbar, dass ich mich bei den schwerwiegenden Diagnosen wie Tuberkulose, Malaria, Aids, Lungenentzündungen, Fehl- und Unterernährung bei Säuglingen und Kindern auf eine gesicherte hochwirksame Therapie verlassen kann.

Dr. med. Ludwig Brügmann,

Berlin-Frohnau

Ich frage mich, ob sich Herr Kupferschmidt jemals ernsthaft und unvoreingenommen mit der Homöopathie beschäftigt hat (und damit meine ich nicht, einmal ein Mittel genommen und keine Wirkung verspürt zu haben). Ich kann es mir nicht vorstellen, denn aus seinem Artikel lässt sich schließen, dass - falls doch - er trotzdem vom Wesen der Homöopathie nichts, aber auch gar nichts, verstanden hat.

Ein guter Behandler wird immer eine oder mehrere geeignete Methoden in Betracht ziehen. Auf einer im konkreten Fall ungeeigneten Methode zu beharren, ist starrsinnig und kann fahrlässig sein. Das gilt für jede Methode. Wenn sich Herr Kupferschmidt auf diese Aussage beschränkte, könnte ich ihm zustimmen. Er behauptet aber, Homöopathie sei grundsätzlich unwirksam, und das ist - mit Verlaub - blanker Unsinn! Homöopathie wird seit mehreren Jahrhunderten von ernstzunehmenden Persönlichkeiten erforscht und praktiziert. Durch den Artikel werden homöopathische Behandler als Scharlatane verunglimpft und alle Behandelten als leichtgläubige Dummerchen abgestempelt. Das empört mich zutiefst!

Ricarda Molder, Berlin-Tiergarten

Die Welt und unsere Existenz sind unendlich viel mehr als das, was unsere Wissenschaftler als „wissenschaftlich“ erlaubt zulassen wollen. Es ist geschichtlich noch nicht lange her, da hatte der Vatikan diese Definitionshoheit inne – und die Erde galt folglich als eine Scheibe.

Ich bin seit 30 Jahren Arzt (Allgemeinmediziner, Homöopath, Psychotherapeut) und arbeite genau auf der Schnittstelle zwischen Schulmedizin, Homöopathie, Psychosomatik. Und ich wehre mich seit Jahren dagegen, dass Rechthaber und Dogmatiker Ärzten wie mir das Leben schwer machen. Dazu gehören Politiker, Wissenschaftler, Schulmediziner ebenso wie Homöopathen. Und vor allem Interessenvertreter bzw. Lobbyisten: Wer als Patient welche Leistung von seiner Kasse bezahlt bekommt oder eben nicht und wohin die vielen Milliarden fließen, die alljährlich zu verteilen sind, das wird doch nicht nach „wissenschaftlichen“ Kriterien entschieden – und kann es auch gar nicht, weil es solche Kriterien gar nicht gibt. Gibt es z.B. einen „wissenschaftlichen“ Grund dafür, dass kardiologische Praxen oder CTs und MRTs so zahlreich geworden sind? Nein, den gibt es nicht. Und gibt es einen „wissenschaftlichen“ Grund, warum in Deutschland die Kur- bzw. Reha-Kliniken so zahlreich sind? Nein, den gibt es auch nicht.

Worum es doch in Wirklichkeit geht, ist eine beziehungsorientierte, menschliche, abwägende und undogmatische Medizin: Mit dem Patienten, dem ein Gespräch am besten hilft, wird qualifiziert gesprochen. Der Patient, dem Homöopathie hilft, bekommt passende Globuli. Wer Chemotherapie oder Bestrahlung benötigt, muß das bekommen, usw. Und unter Umständen alles auch in verschiedenen, sich ergänzenden Kombinationen.

Die ganze Diskussion gibt eine Scheindebatte wieder und geht am Diskussionsstand unter modernen, ärztlichen, undogmatischen Homöopathen völlig vorbei. Vielleicht ist es hilfreicher zu schauen, wer wo sein Geld verdient, als nach „wissenschaftlichen“ Kriterien zu rufen, die schon vorab verwoben sind mit Interessen und somit heuchlerisch.

Dr. Martin Klieme,

Berlin-Wilmersdorf

Was für ein altruistischer Husarenritt gegen etwas, womit sich der Autor offensichtlich noch nie wirklich auseinandergesetzt hat. Ich habe mit der anderen Seite auch oft ein Problem, wenn z.B. Schulmediziner ohne mit der Wimper zu zucken dutzendfach wiederkehrende Scharlacherkrankungen bei Kindern oder Erkältungen in jeder Form mit Antibiotika „heilen“.

Es steht jedem frei, sich ein Bein absägen zu lassen, wenn die Fußnägel zu lang sind. Mir hingegen ist es genug, dass ich einer Homöopathin und Schulmedizinerin vertraue, die etwa entgegen sämtlicher dermatologischer Cortison- und sonstiger Therapiebemühungen versammelter Dermatologen meine Neurodermitis seit Jahren bis zur gänzlichen Beschwerdefreiheit abgesenkt hat. Und bei Diagnosen, denen mit dem Globolus nicht zu begegnen ist, verweist sie auf kompetente Schulmediziner, die nicht so ein egomanes Denkraster besitzen sondern die Homöopathie vielmehr als sinnvolle Ergänzung betrachten!

Dietmar König, Berlin-Halensee

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