zum Hauptinhalt

Meinung: Länder vergeben unsere Chancen

Von Noch sitzen sie arglos in den Schulen, jene Kinder und Jugendlichen, die bald in Scharen versuchen werden, an die Unis zu strömen. Die meisten ahnen noch nicht, was es bedeuten wird, zwischen 2008 und 2020 studieren zu wollen, dann, wenn die vorerst letzten geburtenstarken Jahrgänge Abitur machen.

Von

Noch sitzen sie arglos in den Schulen, jene Kinder und Jugendlichen, die bald in Scharen versuchen werden, an die Unis zu strömen. Die meisten ahnen noch nicht, was es bedeuten wird, zwischen 2008 und 2020 studieren zu wollen, dann, wenn die vorerst letzten geburtenstarken Jahrgänge Abitur machen. Bald werden die jungen Leute es schmerzlich am eigenen Leibe erfahren. Die einen werden sich in einem Schmalspurstudium an einer Massenuni durchschlagen müssen – mehr werden die Hochschulen nicht anbieten können. Die anderen wird es noch schlimmer treffen. Sie dürfen mit dem Studium erst gar nicht anfangen, weil alle Boote voll sind. Bevor sie jahrelang in Warteschleifen hängen, werden sie ihren Studienwunsch beerdigen . Dieses Schicksal kommt nicht nur auf Zehntausende, sondern sogar auf Hunderttausende zu. Denn Politiker sind gerade dabei, eine Generation um ihre Lebenschancen zu bringen.

Seit einem Jahr ist bekannt, dass die Zahl der Studenten bald von jetzt 1,9 Millionen auf 2,7 Millionen anschwillt. Für Deutschland ist das die letzte Chance, noch einmal in die akademische Bildung junger Leute zu investieren, bevor das dann vergreisende Land an innovativer Kraft verliert. Doch die Länder wollen das Problem aussitzen. Warum, wird spätestens klar, blickt man auf die Berechnungen, die jetzt aus dem Wissenschaftsrat bekannt werden. Über Jahre hinweg müssen zusätzliche Milliarden her. Damit sind die Länder völlig überfordert. Nur gemeinsam mit dem Bund könnten sie die Aufgabe stemmen. Genau das wollen die Ministerpräsidenten aber nicht. Noch in diesen Tagen wollen sie eine Föderalismusreform festzurren, die es dem Bund untersagt, den Unis in Notzeiten Geld für die Lehre zu geben. Dabei ähnelt die Situation der, die die große Koalition Ende der 60er Jahre dazu veranlasste, dem Bund Mitwirkungsrechte in der Bildung einzuräumen: Es ging darum, einen drohenden „Bildungsnotstand“ und wirtschaftlichen Niedergang abzuwenden. Mit Bundesmitteln wurde schließlich die große Bildungsexpansion finanziert, von der das Land bis heute profitiert. Damit soll es vorbei sein. Die Ministerpräsidenten haben nicht die Bildungschancen der nächsten Generation im Auge, sondern ihren eigenen Machtzuwachs.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false